Dachsanierung für Einsteiger:innen – Alles Wissenswerte rund um die Sanierung deines Daches

Dachsanierung für Einsteiger:innen – Alles Wissenswerte rund um die Sanierung deines Daches

Auch die Tauben genießen  die Sonne auf dem Dach.  Immer mehr Menschen entscheiden sich bei der Dachsanierung für eine Lösung, mit der sie ihren eigenen Solarstrom erzeugen können (Foto: Matthias Zomer via Pexels)

Dein Dach schützt dich vor Regen und Kälte. Es verhindert, dass Feuchtigkeit eindringt und dein Gebäude beschädigt. Wenn Energiepreise steigen, wird uns der Wert einer guten Dämmung bewusst. Auch die Möglichkeit, Strom auf dem Dach zu erzeugen. Wann ist es an der Zeit, ein Dach zu prüfen, zu reparieren oder zu sanieren? Welche Maßnahmen der Dachsanierung gibt es und was ist hilfreich zu wissen, bevor du mit Dachdecker:innen sprichst?

Wie lange halten Dächer?

Keine pauschale Haltbarkeitsdauer von Dächern

Auf diese Frage gibt es nicht für alle Dächer die gleiche Antwort. Die Haltbarkeit hängt vor allem vom Dachbelag ab. Dachpfannen aus Beton können 40 Jahre halten, Dachziegel aus Ton 60 bis 80 Jahre, Schieferdächer sogar 100 Jahre. Natürlich nur dann, wenn das Dach auch fachgerecht gedeckt und laufend inspiziert und gepflegt wurde. Fragt man Dachdecker:innen, dann wird geraten, was kaum jemand tut: das Dach einmal pro Jahr prüfen! Wenn sich an der Decke oder den Wänden unter dem Dach bereits Feuchtigkeitsflecken bilden, dann ist es für Pflege und Vorsorge zu spät.

Wann ist eine Dachsanierung fällig?

Auch wenn immer wieder von 40 bis 50 Jahren Haltbarkeit gesprochen wird, so hilft ein solcher Wert kaum weiter, weil nicht nur Altbauten, sondern auch jüngere Häuser bei nicht fachgerechter Bauweise zum Sanierungsfall werden können. Eine Sanierung ist fällig, bevor Feuchtigkeit in Balken und Wände eindringt. Nur merkt man das kaum. Darum empfehlen Dachdecker:innen die jährliche Inspektion.

Dieser Sanierungsfall ist offensichtlich: In all den Jahren haben die schönen alten Dachpfannen Moos angesetzt
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Dieser Sanierungsfall ist offensichtlich: In all den Jahren haben die schönen alten Dachpfannen Moos angesetzt (Foto: Barb McMahon via Unsplash)

Signale für eine Dachreparatur oder Dachsanierung

  •  

    Decke, Wände oder Balken zeigen Feuchtigkeitsflecken – es dringt Regen durch das Dach ein (es kann sich in einigen Fällen auch um Kondenswasser handeln, das sich innerhalb des Daches bildet).

  •  

    Dachbalken oder Dämmung zeigen Schimmel.

  •  

    Dachbelag (Ziegel, Bitumen) weist Sprünge, Risse oder starken Grünbewuchs auf.

  •  

    Dach zeigt Schieflage.

  •  

    Morsche Stellen an Balken.

  •  

    Dachentwässerung funktioniert nicht einwandfrei.

  •  

    Dach ist älter als 40 Jahre (nicht zwangsläufig ein Sanierungsfall).

  •  

    Dach ist nicht ausreichend gedämmt.

Welche Vorteile hat eine Dachsanierung?

Mehr als nur ein Dach über dem Kopf

Bei einer Dachsanierung geht es um mehr als „nur“ um die Instandhaltung des Daches und den Schutz vor Feuchtigkeit. Ein Dach kann sehr viel mehr:

  •  

    Steigerung der Energieeffizienz des Hauses durch den Einsatz von modernen und besonders leistungsfähigen Dämmmaterialien.

  •  

    Erzeugung von Strom auf dem Dach für das Leben im Haus und für die Mobilität mit dem Elektroauto oder E-Bike.

  •  

    Reduktion von Lärm – Fachleute sprechen von einer geringeren Lärmemission von bis zu drei Dezibel, was vor allem in Gegenden mit hoher Lärmbelastung einen großen Unterschied macht.

  •  

    Moderne Dachpfannen erhöhen die Attraktivität des Hauses.

  •  

    Werterhalt der Immobilie und Wertsteigerung im Falle eines anstehenden Verkaufs.

Du stehst mit einer Dachsanierung nicht allein da

Wenn dein Dach saniert werden muss, dann ist das erst mal schwer verdaulich, weil du mit den Kosten vermutlich gar nicht gerechnet hast. 

Ein Trost könnte sein, dass du mit dem Sanierungsfall nicht allein bist. Eine Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz FIW München in 2020 hat ergeben, dass in Deutschland 10 Millionen Dächer auf eine Sanierung warten (Quelle: FIW München, Potenziale der energetischen Dachsanierung - Hebelwirkung durch PV-Anlagen erhöhen). 

Die Abbildung zeigt die Verteilung der Dächer (Ein- und Zweifamilienhäuser) in Deutschland nach Baujahr und energetischem Zustand.
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Die Abbildung zeigt die Verteilung der Dächer (Ein- und Zweifamilienhäuser) in Deutschland nach Baujahr und energetischem Zustand. In Orange sieht man die bis 1978 gebauten Häuser mit nur einem Mindestwärmeschutz (Bundesverband Ziegel, Ziegel.de)

Welche Arten der Dachsanierung gibt es?

Die Dachrenovierung

Das bestehende Dach wird repariert. Vielleicht werden undichte Stellen geflickt, Dachziegel ausgewechselt oder Nähte zwischen Dachdeckung und Fenstern abgedichtet.

Die Dachsanierung

Werden Renovierung und Modernisierung miteinander kombiniert, dann spricht man von einer Dachsanierung. Dabei kann das Dach neben der Reparatur auch leistungsfähiger gedämmt oder neue Dachfenster eingesetzt werden. Immer häufiger werden Solarthermie- und Photovoltaikanlagen installiert.

Die Komplettsanierung

Wenn das Dach schon sehr alt ist, wenig gepflegt wurde, sichtbare Altersspuren zeigt und vor allem Feuchtigkeit durchlässt, dann braucht es wahrscheinlich eine Komplettsanierung. Diese kann auch den Dachstuhl betreffen, wenn Feuchtigkeit über eine längere Zeit eingedrungen ist und Balken inzwischen feucht, morsch oder angeschimmelt sind. 

Das muss aber nicht so sein: Wurde das Dach von innen gut beheizt und gelüftet – in der Regel bei ausgebauten Dachgeschossen der Fall – dann ist der Dachstuhl auch nach Jahren noch in Ordnung und damit tragfähig für einen neuen Dachbelag. Bei einer Komplettsanierung muss ab 2023 in vielen Bundesländern bereits eine Solaranlage verpflichtend installiert werden – dazu später mehr.

Welche Maßnahmen gehören zu einer Dachsanierung?

Was genau bei einer Renovierung, Sanierung oder Komplettsanierung getan wird, richtet sich nach den jeweiligen Mängeln, dem gewünschten Ergebnis und den gesetzlichen Auflagen.

Tabelle der Dachsanierungen
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Einige dieser Maßnahmen verstehst du besser, wenn du dir den Aufbau eines klassischen Satteldaches mit Ziegelbelag anschaust. Ein Dach ist, wie man sehen kann, in Schichten aufgebaut.

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Der Dachstuhl wird aus Sparren gebaut, auch Dachbalken genannt (1), darauf liegt die Dachbremse (2), darauf das Dämmmaterial (3), darüber werden Dachlatten (4) befestigt, darauf Konterlatten (5), an denen die Dachdeckung befestigt wird (6).

Zusätzliche Maßnahmen bei Altbauten

Je älter das Dach, desto umfangreicher sind in der Regel die Maßnahmen. Bei Altbauten aus den 50iger, 60iger und 70iger Jahren wurden häufig Baustoffe verwendet, die inzwischen als gesundheitsschädlich (krebserregend) gelten - z.B. Eternit-Platten für die Dacheindeckung oder Eternit als Dämmstoff. Dachdecker:innen-Fachbetriebe kennen die besonderen Sicherheitsvorschriften, nach denen solche Materialien entfernt und entsorgt werden müssen. 

Welche Rolle spielt Solar bei der Dachsanierung?

Die eigene Stromerzeugung auf dem Dach wird selbstverständlich

Berlin und Baden-Württemberg verpflichten Bauherr:innen und teilweise auch Sanierer:innen dazu, Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach zu installieren, eine deutschlandweite Solarpflicht ist für 2023 im Gespräch. Immer mehr Menschen entscheiden sich aber auch unabhängig von Gesetzen dazu, ihren eigenen Strom zu generieren. Ihre Gründe:

  • Sie möchten unabhängig vom Energiemarkt sein und den Strom sicher aus der eigenen Quelle beziehen.
  • Sie möchten klimafreundlich leben und mit der Sonnenenergieerzeugung einen persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten.
  • Sie möchten die Fördermöglichkeiten für Photovoltaik nutzen. 
  • Sie fühlen sich generell von Fortschritten angezogen und möchten in ihrem Leben technologisch up-to-date sein.

Zwei Lösungen

Strom lässt sich entweder mit einer Photovoltaik-Anlage erzeugen, die auf dem Dachbelag aufliegend installiert wird – diese Art der Stromerzeugung ist vielen Menschen bekannt, weil man sie gut sehen kann. Bei der zweiten Lösung ist die Photovoltaik-Technologie im Ziegel integriert. Herkömmliche Ziegel werden in ihrer Produktion um die Funktion der Stromerzeugung ergänzt und werden so zu Solardachziegeln.

Solardachziegel

Sie sorgen für Stromerzeugung und Dachbelag in einem. Solardachziegel sind optisch attraktiv und darum die präferierte Lösung für Menschen, die Wert auf ein schönes Dach legen. Hinzu kommt, dass kein zusätzliches Material auf der Dachdecke installiert wird. Der Materialaufwand ist somit insgesamt geringer, der Montageaufwand von Solardachziegeln dafür aber etwas höher als bei herkömmlichen Ziegeln.

Solardachziegel eignen sich für Dachsanierungen und Neubauten und sind nahezu auf allen Dächern möglich. Sie brauchen nur eine Neigung, damit das Regenwasser abfließen kann. Solardachziegel lassen sich mit normalen Ziegeln kombinieren. Ein Dach mit Solarziegeln ist stabiler als eine Photovoltaik-Anlage, die auf der Dachoberfläche aufgesetzt wird. 

Solarstrom-Anlage

Sie wird mit Hilfe eines Montagegestells auf der Dachoberfläche befestigt. Das System lässt sich meistens auch dann montieren, wenn das Dach bereits über Jahre besteht und keine Sanierung braucht. Eine Photovoltaik-Anlage funktioniert bei Ziegeldächern, Schieferdächern oder Dächern mit Platten. Sie kann in ihrer Neigung angepasst werden, wenn das Dach zu flach ist. 

Wer möchte das nicht: Eigenen Strom aus der Steckdose ziehen und damit sogar das Auto laden – traumhaft!
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Wer möchte das nicht: Eigenen Strom aus der Steckdose ziehen und damit sogar das Auto laden – traumhaft!

Wie wird ein Dach bei der Sanierung gedämmt?

Zwischen 1977 und 2002 wurden Dächer nach der Wärmeschutzverordnung (WSchV) des Energieeinsparungsgesetzes (EnEG, bis 2020) gedämmt. Vorher gab es in Deutschland keine rechtlichen Vorschriften, wie ein Gebäude gedämmt werden muss, dementsprechend ist bei den meisten Altbauten kaum oder keine Dämmung vorhanden. Seit November 2020 gilt das „Gebäudeenergiegesetz“ (GEG), das Haus- und Wohnungseigentümer:innen in bestimmten Fällen das Dämmen vorschreibt.

Das Dach oder die oberste Geschossdecke zu dämmen, ist laut Gebäudeenergiegesetz Pflicht. Dabei muss ein sogenannter U-Wert von maximal 0,24 W/(m²K) erreicht werden. Der U-Wert definiert die hindurchströmende Energie pro Quadratmeter in Kelvin. Ausnahme: Der sogenannte Mindestwärmeschutz (DIN 4108-2: 2013-02) wird bereits eingehalten. Demnach muss die oberste Geschossdecke mindestens einen Wärmedurchlasswiderstand von R=0,90 m2K/W erreichen.

Was dämmen: oberste Geschossdecke oder Dach?

Ob es besser ist, das Dach oder die oberste Geschossdecke zu dämmen, das hängt von der Nutzung des Dachbodens ab. Wird der Dachboden nicht bewohnt, dann ist es günstiger, die oberste Geschossdecke zu dämmen. Wird der Dachboden bewohnt, muss das Dach gedämmt werden. 

Welche Auswirkungen hat die Solardachpflicht für die Dachsanierung?

Die Solardachpflicht verpflichtet dazu, bei neuen Gebäuden oder größeren Sanierungsprojekten eine festgelegte Menge an elektrischer Energie durch Photovoltaikanlagen zu erzeugen oder einen bestimmten Mindestanteil der Dachfläche mit PV-Anlagen auszustatten. Die konkreten Anforderungen variieren je nach Bundesland und betreffen in der Regel Dächer einer spezifischen Größe und Neigung. Die Einführung der Solardachpflicht erfolgte im Rahmen des Klimaschutzprogramms durch die Bundesregierung. Das übergeordnete Ziel besteht darin, den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix zu erhöhen und so einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele zu leisten.

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Den Blick schärfen: Die Solardachpflicht hat auch Auswirkungen auf Dachsanierungen. (Foto: Mari Helin via Unsplash)

Bei Dachsanierungen kann eine Solaranlage verpflichtend werden. Zukünftig ist es für dich als Sanierer:in erforderlich, sicherzustellen, dass entweder eine festgelegte Menge an elektrischem Strom durch Photovoltaikanlagen erzeugt oder ein bestimmter Anteil der Dachfläche mit PV-Anlagen ausgestattet wird. Während einer Dachsanierung empfiehlt es sich daher, einen Energieberater oder eine Energieberaterin hinzuzuziehen, um einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) zu erstellen. Für die Beantragung vieler Fördermittel ist ein iSFP eine Voraussetzung.

Was muss man bei der Dachsanierung eines denkmalgeschützten Hauses beachten?

Du bist stolze:r Besitzer:in eines denkmalgeschützten Objekts? Dann weißt du bereits um die zahlreichen Vorgaben und Stolpersteine, die Renovierungsarbeiten betreffen, so auch die Dachsanierung. Hier bildet auch die Dachsanierung keine Ausnahme. Folgende Punkte solltest du hier bedenken:

1. Denkmalschutz und Genehmigung: Jede bauliche Veränderung, einschließlich der Installation von Solardachziegeln und -anlagen, erfordert eine Genehmigung des zuständigen Denkmalamtes. Trotz der erleichterten Regelungen seit 2023 besteht weiterhin eine strikte Genehmigungspflicht.

2. Länderspezifische Regelungen: Denkmalschutz ist Ländersache, und es gibt unterschiedliche Gesetze und Regelungen in den verschiedenen Bundesländern Deutschlands. Daher ist es wichtig, sich mit den spezifischen Vorschriften des jeweiligen Landes vertraut zu machen.

3. Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit: Denkmalschutzgebäude haben oft höhere Nebenkosten aufgrund der besonderen Anforderungen an die Gebäudesubstanz. Die Installation von Solardachziegeln kann helfen, die Energieeffizienz zu steigern und langfristig die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes zu verbessern – ein wichtiges Argument für bauliche Veränderungen.

4. Ästhetik und Anpassungsfähigkeit: Bei der Auswahl von Solardachziegeln ist es wichtig, dass sie ästhetisch zum Erscheinungsbild des Objekts passen. Die Farbe, Oberflächenstruktur und Anordnung beispielsweise von Solardachziegeln sollten in Einklang mit den Denkmalschutzvorgaben stehen.

5. Planung und Umsetzung: Vor der Installation müssen Aspekte wie die Ausrichtung des Dachs, der Neigungswinkel, der potenzielle Energieertrag und die möglichen Auswirkungen auf das Erscheinungsbild des Gebäudes geprüft werden.

6. Steuerliche Vorteile und Zuschüsse: Für denkmalgeschützte Häuser gibt es steuerliche Vorteile und Zuschüsse für Baumaßnahmen, die zur Erhaltung des Gebäudes dienen. Hier können auch Maßnahmen wie die Installation von Solardachziegeln berücksichtigt werden.

7. Dialog mit den Behörden: Ein enger Dialog mit dem Denkmalamt und anderen relevanten Behörden ist essenziell. Vor der Einreichung eines Antrags solltest du Kontakt aufnehmen, um dich über die Anforderungen und notwendigen Unterlagen zu informieren.

Unser umfangreicher Artikel zur Dachsanierung von denkmalgeschützten Häusern liefert einen detaillierten Überblick zu wichtigen Aspekten, die du bei der Planung beachten solltest.

Wie lassen sich Denkmalschutz und Solardachpflicht miteinander verbinden?

Die größte Hürde für das Erfüllen der behördlichen Vorgaben stellt meist das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Gebäudes dar. So darf eine mögliche PV-Anlage beispielsweise das Stadtbild oder die Fassade eines geschützten Objekts beeinträchtigen. Die Dachsanierung von Altbauten bleibt knifflig. Eine allgemeine Lösung hierfür gibt es noch nicht, jedoch werden Hausbesitzer:innen zunehmend kreativer.

Nehmen wir den Fall von Christian Retkowski, der jahrelang für die Genehmigung eines Solardachs an seinem denkmalgeschützten Haus in Göttingen gekämpft hat. Die Lösung für das optische Dilemma bestand darin, Solardachziegel zu entwickeln, die ästhetisch ansprechend und denkmalgerecht sind. Retkowski arbeitete hierzu mit dem Dachdeckermeister Hans-Jürgen Kahle zusammen, der den flachen Solardachziegel von Jacobi-Walther im Hinterkopf hatte. Dessen rote Premium Tondachziegel passten optimal zum mehrseitigen Göttinger Kreuzdach – die schwarzen Autarq-Module jedoch nicht. Also regte Kahle bei den Herstellern eine Sortimentserweiterung an: Die Firmen entwickelten eigens rote Solarziegel mit rotem Modul, die die Stadtverwaltung schließlich überzeugten. Mittlerweile schmücken die rot-roten „Stylist-PV“-Ziegel nicht nur Retkowskis Haus, sondern auch das feste Sortiment von Jacobi-Walther.

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Denkmalschutz trifft Moderne: rote Solardachziegel schmücken ein geschütztes Objekt in Göttingen. (Foto: Stolberg Bedachungen)

Die Entwicklung von denkmalgerechten Solardachlösungen sowie passenden Förderprogrammen verspricht eine positive Entwicklung in den kommenden Jahren.

Welche Förderungen gibt es im Bereich Dachsanierung mit Solar?

Welche Rolle spielt ein Energieberater bei der Dachsanierung?

Ein Energieberater kann eine entscheidende Rolle bei der Dachsanierung spielen, insbesondere wenn es darum geht, eine PV-Lösung zu installieren. Er kann dazu beitragen, die Energieeffizienz des Gebäudes größtmöglich zu steigern und die wirtschaftlichen Vorteile der Solarenergie so optimal zu nutzen.

 Zu seinen Aufgaben zählen:

  • Die Prüfung der Bausubstanz und des Gebäudeaufbaus auf mögliche Schwachstellen
  • Die Prüfung von Bauplänen und -beschreibungen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz
  • Die Bestimmung der Dachdämmung, um den Wärmeverlust zu minimieren
  • Die enge Abstimmung mit Hausbesitzer:innen, Dachdecker:innen und anderen Fachleuten
  • Die Antragstellung für Förderungen von Bund oder Ländern
  • Die Erstellung von Gutachten zu Energieeffizienzklasse oder Wertsteigerung eines Objekts

Wie läuft eine Dachsanierung mit Solarlösung ab und wie lange dauert sie?

Kurz gesagt: Eine einheitliche Dauer und Kostenangabe für eine Dachsanierung mit Solarlösung gibt es nicht. Diese Zahlen werden beeinflusst von der Beschaffenheit des Gebäudes und seiner Substanz, einem möglichen Denkmalschutz, der Jahreszeit, Verzögerungen in der Lieferkette und vielen anderen Faktoren. Dennoch kann man einige Angaben zum Ablauf machen.

In München-Pasing haben wir beispielhaft eine Dachsanierung mit Solarziegeln begleitet und sogar filmisch dokumentiert. Folgende Vorgehensweise wurde hier klar:

  •  

    Vorbereitung: Aufstellen des Krans und des Gerüsts, Verlegen der nötigen Stromleitungen, durch die Elektriker:innen, Detailplanung des Sanierungsablaufs

  •  
  •  

    Dämmung und Bau des Unterdachs: Anbringung der Aufdachdämmung und Abdichtungsbahnen, Einsatz der alten oder neuen Dachfenster, Installation einer Lattung als Unterbau für die Solarziegel

  •  

    Verlegung der Solardachziegel

Wichtige und hilfreiche Infos rund um den Ablauf einer Dachsanierung mit Solarlösung, ihrer Vorbereitung, möglichen Stolpersteinen und Beispielprojekten findest du außerdem in unserer Videosammlung Solartechnik: Die 16 besten Videos rund um Solartechnik - spannend und sehenswert!

Welche Erfahrungen gibt es mit der Dachsanierung mit Solarlösung?

In München zeigten sich die Betriebe, die mit dem Dachdecken und der Elektronik betraut waren, positiv überrascht, einigen sich aber auf den Rat: Hier sollten Profis ans Werk. Eigentümerin Sabine Winklmeier konnte im Vergleich zur Solarthermie eine deutlich bessere Stromerzeugung umsetzen, während sich Gisela Schwarz über die positive Wirkung auf den Planeten freut. Auch auf Seiten der Planung sieht man diese Mehrwerte.

Generell sei die Offenheit gegenüber neuen Lösungen und die Teamarbeit Schlüsselfaktoren für den Erfolg einer Dachsanierung mit Solarlösung, sind sich alle einig. Die Stimmen der Beteiligten fassen wir in unserem Abschlussartikel zur Sanierung zusammen.

Wie arbeiten Dachdecker:innen bei einer Dachsanierung mit Solar?

Dass Dachsanierung unter dem Aspekt Solardachpflicht nicht gleich Dachsanierung bedeutet, weiß auch Philip Stapelfeld. Zu Beginn des Jahres deckte sein Familienbetrieb, der auf Dachsanierungen spezialisiert ist, zum ersten Mal Dächer mit Solardachziegeln. „Wir sehen, dass das die Zukunft ist“, berichtet uns Stapelfeld um Ostern bei dem Projekt in München-Pasing, das wir für das Autarq Magazin begleiten durften. Angetrieben von der Energiewende und deren Gesetzesänderungen, müsse sich die Branche transformieren. Überzeugt ist er jetzt schon: Er freue sich auf die Zeit, in der Aufträge wie das Solardachziegel-Projekt neben dem Kerngeschäft „noch viel mehr Raum“ einnehmen.

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Gleiche Arbeitshöhe, neue Hindernisse: Das Wetter und die Feuchtigkeit stellen Dachsanierungsbetriebe wie den von Philip Stapelfeld vor andere Herausforderungen als klassische Dachsanierungen. (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Seine Branche steht dabei vor der Herausforderung, dass sich einzelne Handgriffe zwar ähneln, es aber durchaus Neuerungen gibt, die technisch präzise umgesetzt werden wollen. Auf sogenannten Lean-Baustellen arbeiten die Gewerke nun immer enger zusammen und verhindern dadurch weitestgehend Verzögerungen.

Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Betriebe dieser Transformation aktuell noch selbstständig nachkommen müssen. Dachdecker:innen, Spengler:innen und Zimmermänner sowie -frauen müssen zu neuen Produkten wie etwa Solardachziegeln geschult werden, Solateure werden indes immer häufiger zu diesen drei klassischen Dachgewerken gezählt. Viele PV-Hersteller bieten daher selbst Schulungen zu ihren Produkten an, um die Betriebe bei der Umsetzung der Energiewende zu unterstützen.

Dachsanierung mit Solar: Wetter und Feuchtigkeit bleiben Herausforderungen

 Das hilft besonders beim Störenfried Wetter: Solartechnik wie Solardachziegel dürften beispielsweise nicht bei Regen verlegt werden, da sonst Feuchtigkeit im System verbaut wird. Dadurch ändern sich Projektpläne häufig – etwas, das bei der visualisierten Planung einer Lean-Baustelle einfacher aufgelöst werden und einen unterbrechungsfreien Arbeitsfluss gewährleisten kann. Das besonders präzise Verlegen der wasserdichten Unterbahn, die ein nachträgliches Eindringen von Feuchtigkeit in die Solaranlage verhindern soll, sorge ebenfalls für Veränderungen der Arbeitsabläufe, so Stapelfeld: „Das ist aufwändig.“

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Teamwork in mehreren Metern Höhe: Philip Stapelfeld und sein Familienbetrieb freuen sich über die Herausforderungen, die die Energiewende und die Solardachpflicht mit sich bringen. (Foto: Amelie Niederbuchner, WE SUM GmbH)

Insgesamt sieht er der Herausforderung jedoch optimistisch entgegen – der Familienbetrieb könne sich immerhin voll aufeinander verlassen und die Energiewende so nicht nur meistern, sondern die Transformation gleich selbst mit vorantreiben.

Was kostet eine Dachsanierung?

Die Kosten für eine Dachsanierung sind von vielen Faktoren abhängig

  • Von der Form und Größe des Daches 
  • von der Art des Dachbelags 
  • der Wahl der Solarlösung 
  • dem Zustand des Dachstuhls 
  • vom Preis des Handwerksbetriebs inklusive Kosten für Nebenmaterialien, Werkzeuge und Gerüstbau 
  • der Preisentwicklung bei den Materialien 
  • und natürlich von weiteren Optimierungen im Zuge der Sanierung, z.B. von Gauben, Schornstein, Fenster, Entwässerung oder Dachterrasse. 

Ein durchschnittliches Einfamilienhaus in Deutschland hat bei einem Satteldach (siehe Bild zu den verschiedenen Dachformen unten) eine Dachfläche von 100 Quadratmetern. Die Sanierung eines solchen Daches könnte ungefähr zwischen 40.000 und 60.000 Euro kosten. Der größte Teil fällt auf die Dacheindeckung, weitere Teile auf die Solarlösung, die Sanierung des Dachstuhls und die Dachdämmung. Bei einer Eindeckung mit Solardachziegeln sind die Solarkosten integriert.

Dachsanierungskosten je nach Dachform

Die Größe der Dachfläche hängt von der Form des Daches ab: Ein Satteldach hat zwei Dachflächen, ein Zeltdach vier. Dementsprechend kostet die Eindeckung eines Zeltdaches mehr.

Beim Blick auf die verschiedenen Formate wird klar: Die Dachform bestimmt die Größe der Gesamtdachfläche, die bei einer Sanierung neu eingedeckt werden muss.
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Beim Blick auf die verschiedenen Formate wird klar: Die Dachform bestimmt die Größe der Gesamtdachfläche, die bei einer Sanierung neu eingedeckt werden muss.

Neben der Form des Daches spielen auch Gauben bei der Flächenberechnung eine Rolle. Eine Dachgaube ist ein aus dem Dach herausgebautes Fenster. Häufig werden Dachgauben beim Ausbau eines Dachgeschosses geschaffen, um in der Wohnung mehr Licht und Stehhöhe zu schaffen. Mit Blick auf eine Dachsanierung kann eine Gaube je nach Bauweise die zu deckende Dachfläche vergrößern. 

Eine klassische Dachgaube in Deutschland
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Eine klassische Dachgaube in Deutschland (Foto: Apostoloff Commonswiki, Wikimedia Commons)

Dachsanierungskosten je nach Belag

Neben der Größe der Dachfläche ist die Sanierung des Daches maßgeblich von der Wahl des Dachbelags abhängig. Um ein Gefühl für die Unterschiede zu bekommen, hier die ungefähren Preise pro Quadratmeter:

  • Bitumen ca. 20-30 Euro pro qm
  • Beton-Dachsteine ca. 20-30 Euro pro qm
  • Ton-Dachziegel ca. 30-50 Euro pro qm
  • Schiefer ca. 80-150 Euro pro qm
  • Reet ca. 100-150 Euro pro qm
  • Solardachziegel 300-360 Euro pro qm (dabei entfällt die aufliegende Solaranlage)

Was kostet eine Dachsanierung mit Solar?

Hast du dich für eine Dachsanierung mit Solar entschieden, fallen die Kosten etwas anders aus. Hier musst du zunächst entscheiden, ob du auf eine Aufdachanlage oder eine in den Dachbelag integrierte Lösung setzen möchtest. Beides ist bei einer Dachsanierung möglich. Eine Aufdachanlage mag im ersten Moment günstiger sein, muss langfristig aber gereinigt und gewartet werden. Eine integrierte Lösung wie Solardachziegel stell zu Beginn ein größeres Investment dar, allerdings enthält dieses in der Regel die Kosten des gesamten Dachbelages.  Eine detaillierte Beispielrechnung sowie eine Auflistung alles möglichen Kostenpunkte findest du in unserem großen Artikel:

» Solaranlage: Diese Kosten kommen auf dich zu

 

Vergiss nicht, dass auch ein Energieberater Geld kostet – dieser hilft dir aber auch dabei, Fördergelder und Finanzierungen zu beantragen. Dachsanierungen bei Altbauten können durch spezielle Designs und Vorgaben ebenfalls zu zusätzlichen Kosten führen, und eine passende Versicherung für deine PV solltest du ebenfalls zu den anfallenden Kosten rechnen.

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Aufwand, der sich lohnt: Eine Dachsanierung mit Solar erfordert ein gewisses Investment, das sich durch regenerierende Energie und Förderungen jedoch kompensieren lässt. (Foto: Franz Kimmel, WE SUM GmbH)

Wie lassen sich bei der Dachsanierung Kosten sparen?

Zum Schluss noch eine Reihe von Tipps, damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen:

  1. 1

    Plane deine Dachsanierung sorgfältig inklusive aller Arbeitsschritte und Materialien – am besten schriftlich. Stimme deinen Plan dann mit einem erfahrenen Dachdecker:innen-Meisterbetrieb ab. Das Ergebnis: ein gemeinsamer Projektplan.

  2. 2

    Wähle einen erfahrenen Dachdecker:innen-Meisterbetrieb, mit dem du gut reden und zusammenarbeiten kannst. Eine gute Zusammenarbeit verhindert Fehler.

  3. 3

    Überschätze deine Eigenleistung nicht. Es gibt Eigentümer:innen, die sich bei der Dachsanierung als Handwerker:in beteiligen oder diese sogar selbst übernehmen möchten. Eine Dachsanierung ist ein komplexes und ohne professionelle Absicherung (Gerüst, Gurte) auch nicht ganz ungefährliches Projekt, das man nicht auf eigene Faust, sondern nur mit einem Fachbetrieb umsetzen sollte. 

  4. 4

    Verzichte auf Billig-Material – eine Sanierung ergibt auf lange Sicht nur mit hochwertigen Materialien Sinn, ansonsten sind frühzeitige Mängel vorprogrammiert.

  5. 5

    Setze die Dachsanierung als Erhaltungskosten steuerlich ab, wenn du die Immobilie vermietest. 

  6. 6

    Berücksichtige die Handwerksleistungen in deiner Einkommensteuererklärung, wenn du die Immobilien selbst bewohnst.

  7. 7

    Nimm Förderungen der KfW-Bank für die Dämmung und die Solarlösung in Anspruch und informiere dich aktiv über spezielle Förderungen in deinem Bundesland.

 

 

Barbara Hamm, Victoria Schaffrath, letzte Aktualisierung am 23.08.2023

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