Dachsanierung Braunschweig: Das musst du wissen

_{Der Wohngebäudebestand Braunschweigs zeichnet sich durch viele Denkmäler aus – Blick auf St. Martini im Kern der Altstadt (Foto: Anatol Rurac, Unsplash).}

Je nach Qualität der Dachdeckung, äußeren Einflüssen und regelmäßiger Wartung können  Dächer 30 bis 50 Jahre halten. Dachhandwerksbetriebe empfehlen eine jährliche Prüfung des Daches. Wird eine fällige Dachsanierung zu lange geschoben, kann Feuchtigkeit in Balken und Wände eindringen, was Schäden verursacht. 

Die häufigsten Gründe für eine Dachsanierung

• Schlechter Zustand und Undichtigkeit des Daches
• Dachausbau für zusätzlichen Wohnraum
• Mit Dämmung den Wärmeschutz erhöhen und Heizkosten senken
• Durch Installation von Solardachziegeln Stromkosten senken
• Einen Beitrag zum Klimaschutz leisten
• Die Energiewende vorantreiben
   

Eine Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW) kam 2018 zu dem Schluss, dass rund 10,5 Mio. Dächer in Deutschland eine energetische Sanierung brauchen. Für den Klimaschutz sei eine Anhebung der Dachsanierungsquote notwendig (Quelle: FEW, Das wirtschaftliche und energetische Potenzial der Dachsanierung). 

Um die Energiewende voranzutreiben, haben viele Bundesländer bereits Solarpflichten eingeführt. Auch Niedersachsen macht Vorgaben, welche Dächer solare Energie produzieren müssen.

Aber einer Dachfläche von 75 Quadratmeter muss in Niedersachsen und somit auch in Braunschweig jeder gewerbliche Neubau mindestens 50 Prozent seiner Dachfläche mit Solar ausstatten – so will es das Gesetz seit Januar 2023. Private Neubauten müssen seitdem zumindest so gestaltet werden, dass sie “PV-ready” und technisch so vorbereitet sind, dass sie jederzeit um eine Solaranlage erweitert werden können. Dazu müssen im Gebäude verbaute Geräte wie Stromzähler oder Wärmepumpen das Label “PV-ready” vorweisen. Das bedeutet, dass der Wechselrichter einer später installierten Solaranlage sie sofort ansteuern kann und die Geräte optimal mit der Leistung PV arbeiten. Ab Januar 2025 müssen dann alle Neubauten und auch Bestandsgebäude bei grundlegenden Dachsanierungen mit PV ausgestattet werden. 

Weiterführende Informationen zur Braunschweiger Solardachpflicht

• Klimaschutzgesetz Niedersachsen.
• Erklärung des Landes Niedersachsen und des Energieministers Christian Meyer zu den Vorgaben für Photovoltaik auf Freiflächen, Dachflächen, öffentlichen oder landwirtschaftlichen Gebäuden und an Balkonen.

_{Großbauten wie das Braunschweiger Schloss bieten viel Fläche für den Ausbau nachhaltiger Energiegewinnung (Foto: Mehdi Raeisi, Unsplash).}

Die Dachsanierungs-Kosten in Braunschweig variieren je nach Größe und Zustand des Daches sowie des gewählten Dachbelags. Dachsanierungen im Sommer können günstiger sein, weil auf ein Wetterschutzdach verzichtet werden kann. Eine Dachsanierung im Denkmalschutz kann teurer sein, weil hochwertigere Materialien zum Einsatz kommen. Umso wichtiger die Förderung.

In Braunschweig sowie bundesweit kann von Privatpersonen das Förderprogramm “Bundesförderung für effiziente Gebäude” (BEG) des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden. Im Rahmen des Programms werden Dachsanierungen als sogenannte Einzelmaßnahme (EM) gefördert. Kurz: BAFA BEG EM.

• Voraussetzung ist ein Individueller Sanierungsfahrplan (ISFP), der von einem oder einer zertifizierten Energieberater:in erstellt wird, sowie die Baubegleitung durch diese:n. Beide – ISFP und Baubegleitung – werden von der BAFA gefördert. 
• Förderung von bis zu 20 % der Investitionen, gedeckelt bis 60.000 Euro – somit maximale Förderung von 12.000 Euro.
• Antrag vor Baubeginn, Auszahlung der Förderung nach Bauabschluss.

Das Land Niedersachsen stellt über die landeseigene N-Bank diverse Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. So kann die Dachsanierung von Mietwohnraum bezuschusst werden, sofern sie mit der Installation einer Solarthermie-Anlage einhergeht. Für Vereine sowie verschiedene kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gibt es nicht-rückzahlbare Zuschüsse. Aufdachanlagen, Solardachziegel, Balkonkraftwerke oder andere private PV-Optionen subventioniert das Land Niedersachsen derzeit nicht.

Die Stadt Braunschweig hingegen fördert mit dem Förderprogramm für regenerative Energien und Energieeffizienzmaßnahmen gezielt Maßnahmen rund um die Energiewende. Mieterstromprojekte, Balkonkraftwerke sowie vertikale PV-Anlagen werden bezuschusst.

Wieder bundesweit lassen sich bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Förder- und Ergänzungskredite beantragen. Die Förderung besteht darin, dass die Zinsen günstig sein können, tilgungsfreie Anlaufzeiten gewährt oder Tilgunszuschüsse gezahlt werden. 

• Das KfW-Programm 270 "Erneuerbare Energien – Standard" bietet finanzielle Unterstützung für die Installation von Photovoltaikanlagen sowie anderen erneuerbaren Energieanlagen. 
• Das KfW-Programm 261, bekannt als „Wohngebäude – Kredit“, ist Teil der „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“. Es unterstützt die Reduzierung von CO2-Emissionen durch verbesserte Gebäudestandards und bildet damit eine wichtige Säule der deutschen Energieeffizienzstrategie.
• Das KfW-Programm 358/359 bietet einen Ergänzungskredit für bereits bezuschusste energetische Einzelmaßnahmen bei Wohngebäuden. Eine Dachsanierung in Braunschweig ist eine solche Einzelmaßnahme. Voraussetzung für diesen Kredit ist ein BAFA-Zuwendungsbescheid. 

Der Ablauf einer Dachsanierung ist an allen Orten nahezu gleich. Großstädte wie Braunschweig haben häufig eine enge Bebauung oder enge Zufahrtsstraßen, die beim Aufbau des Gerüsts oder dem Transport von Materialien einen zusätzlichen Aufwand verursachen können. 

In den meisten Fällen läuft eine Dachsanierung in diesen Schritten ab:

• Prüfung des Daches, ob eine Dachreparatur, eine Dachsanierung oder eine Komplettsanierung inklusive Erneuerung des Dachstuhls notwendig ist.
• Vorplanung und Kostenschätzung durch einen Dachhandwerksbetrieb oder in Zusammenarbeit mit einem oder einer Architekt:in.
• Prüfung der Rahmenbedingungen: denkmalschutzrechtliche Genehmigung bei der Dachsanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes, baurechtliche Genehmigung bei einem zusätzlichen Dachausbau, Solardachpflicht in Braunschweig. 
• Planung und Ausschreibung der erforderlichen Arbeiten, Beauftragung der Gewerke
• Baustelleneinrichtung und Gerüstbau – je nach Jahreszeit und Wertigkeit des Gebäudes auch Einrichtung eines Wetterschutzdaches
• Abriss des alten Belags
• Dämmung und Abdichtung
• Installation des neuen Dachbelags – bei Solardachziegeln ist kein weiterer Schritt erforderlich.
• Bei Wahl eines herkömmlichen Dachbelags: Installation der PV-Aufdachanlage.

_{Solardachziegel mit Technologie von Autarq können nach einer kurzen Schulung auf dem Dach von jedem Dachhandwerksbetrieb verlegt werden (Foto: Autarq).} 

Solardachziegel sind hochwertige Tondachziegel, die bei der Herstellung dauerhaft mit speziell miniaturisierten Solarmodulen verbunden werden. Auf dem Dach werden sie per Steckverbindung mit einem eigens entwickelten Kabelbaum verbunden. Als gebäudeintegrierte Solardachlösung bilden sie die Funktion einer ungestörten, sicheren und hochbelastbaren Dachhaut, die zuverlässig Strom erzeugt. 

Solardachziegel mit Technologie von Autarq heben sich durch besondere Eigenschaften von allen anderen Solarziegeln ab:

• Verwendung hochwertiger, traditioneller Tondachziegel von Creaton oder Jacobi Walther, die mit der Solartechnologie von Autarq veredelt werden.
• Verzicht auf wartungsintensive Leistungselektronik wie Mikrowechselrichter oder Optimizer.
• Durch ihre Parallelverschaltung zuverlässige Erzeugung von Strom auch bei Teilverschattung.
• Klassifizierung als harte Bedachung, kein weiterer Brandschutz.
• Verlegung durch das Dachhandwerk ohne aufwändige Zusatzqualifikation, weil ungefährliche Kleinspannung unter 120 VDC ((Volts of Direct Current – Gleichstrom).
• Maximale Ausnutzung jeder Dachfläche, weil Verlegung bis an Dachfenster, Gauben oder andere Aufbauten möglich.

Im Vergleich zu auffälligen Aufdach-Solaranlagen fügen sich Solardachziegel nahtlos in jedes Dachdesign ein. Sie schmücken Neubauten, Altbauten und Denkmäler. Sie werden für freistehende oder Doppelhäuser ebenso gewählt wie für Reihenhäuser. 

Mit dem Solardachziegel-Konfigurator können Hausbesitzende ihre Daten und Anforderungen zur Dachsanierung in Braunschweig eingeben. Sie erhalten dann eine erste Kostenschätzung, Informationen über das weitere Vorgehen und Kontakte zu Dachhandwerksbetrieben, die Solardachziegel verlegen.

Allgemeine Beratung zur Dachsanierung in Braunschweig

• Allgemeine Beratung zum Energiesparen und zur Nutzung erneuerbarer Energien der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Braunschweig. Die Beratung ist bis 45 Minuten kostenlos und findet montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr sowie freitags von 8 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 0800 809 802 400 statt.
• Eine Energieberatung, unter anderem zu Photovoltaik, bietet auch die Stadt Braunschweig an.

Architekt:innen in Braunschweig

• Architekt:innenliste der Architektenkammer Niedersachsen mit Suchfunktion für den Stadtbereich Braunschweig.
• Branchenübersicht Gelbe Seiten für Architekt:innen in Braunschweig mit 137 Ergebnissen (Stand: 25.10.2014).

Dachhandwerksbetriebe in Braunschweig

• Mitgliederliste der Dachdecker-Innung Braunschweig, Gifhorn und Peine. Kontakt telefonisch unter 0531 2 64 69 0 oder via braunschweig@kh-bsgf.de.
• Branchenübersicht Gelbe Seiten für Dachdecker:innen in Braunschweig mit 59 Ergebnissen (Stand: 25.10.2014).
• Für Solardachziegel zertifizierte Dachhandwerksbetriebe werden von Autarq, Creaton oder Jacobi Walther vermittelt.

Bauamt Braunschweig

Dachausbau gewünscht? Das Bauamt Braunschweig prüft das Vorhaben und erteilt Baugenehmigungen.

• Die Beratungsstelle Planen - Bauen - Umwelt informiert online und telefonisch unter 0531 4702186 über die Anforderungen für Bauvorhaben in Braunschweig. Die Bau- und Planungsberatung erklärt vor Ort Rahmenbedingungen wie Denkmalschutz oder Altlasten und berät zu Baurecht und Zuständigkeiten.
• Formulare wie Bauanträge finden sich im Bereich Bürgerservice - Formulare von Braunschweig.de.

Denkmalschutzamt Braunschweig

Bei Sanierungsvorhaben an denkmalgeschützten Gebäuden gibt es in Braunschweig diverse Anlaufstellen zur Klärung der Denkmalschutzvorgaben.

• Das Referat Stadtbild und Denkmalpflege evaluiert Bauvorhaben an Denkmälern. Kontakt und Terminabsprachen über denkmalstadtbild@braunschweig.de oder telefonisch unter 0531 470 3930.
• Die Stadt Braunschweig führt eine Liste der Kultur- und Baudenkmäler.

Energieberater für ISFP und Baubegleitung in Braunschweig

• Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) bietet eine auf Braunschweig eingrenzbare Suche nach zertifizierten Energieberater:innen.

Die Dachlandschaft Braunschweigs spiegelt die vielfältige architektonische Geschichte der Stadt wider. Im historischen Magniviertel finden sich noch zahlreiche Fachwerkhäuser mit steilen Satteldächern und traditionellen Krempziegeln, die schon das mittelalterliche Stadtbild prägten. Gründerzeitviertel wie das östliche Ringgebiet zeichnen sich durch repräsentative Villen mit aufwendig gestalteten Mansarddächern und Zwerchhäusern aus. 

In der Innenstadt dominieren barocke Gebäude wie am Kohlmarkt, deren Dächer oft durch übergibelte Zwerchhäuser und kleine Lüftungsschleppgauben charakterisiert sind. Die Nachkriegsarchitektur brachte Flachdächer und experimentelle Dachformen in die Stadt, wie beim brutalistischen Hauptbahnhof zu sehen. Besonders beeindruckend ist das 18 Meter hohe Hallendach der Aegidienkirche, eine der größten spätmittelalterlichen Dachkonstruktionen Norddeutschlands aus dem frühen 16. Jahrhundert. 

In neueren Wohngebieten finden sich zunehmend moderne Pultdächer und begrünte Flachdächer, die den Trend zur Nachhaltigkeit widerspiegeln. Die Dachlandschaft Braunschweigs ist somit ein Spiegel der Stadtentwicklung vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

_{Der Kohlmarkt mit seinen unterschiedlichen Dachformen. Auch auf historischen Gebäuden gibt es mittlerweile Solaranlagen (Foto: Christian Krebel, Unsplash)}