Fachwerkhaus sanieren: Diese Herausforderungen sind zu meistern

Historische Ortskerne mit liebevoll restaurierten Fachwerkbauten wie hier im Hattinger Ortsteil Blankenstein verströmen unwiderstehlichen Charme. (Foto: Tama66, pixabay)

Historische Fachwerkhäuser legen beredtes Zeugnis einer jahrhundertealten Kulturgeschichte ab. Diese sollte man unbedingt bewahren und möglichst viel der alten Bausubstanz retten. Wer sich dafür entscheidet, ein Fachwerkhaus zu sanieren, steht vor etlichen Herausforderungen. Niedrige Decken, morsche Balken und verwinkelte Grundrisse erschweren es der Bauherrschaft, die Immobilie an moderne Wohnanforderungen anzupassen. Gerade Wände und rechte Winkel gibt es kaum. Das gilt besonders bei der Sanierung eines Fachwerkhauses unter Denkmalschutz. Die alten Baumaterialien und Techniken bergen aber auch Chancen für ein gesundes Wohnklima. Gleichzeitig müssen Vorschriften beachtet werden, um das Fachwerkhaus energetisch zu sanieren. Bei der Dachsanierung kollidieren Denkmalschutz und neue Vorgaben wie eine Solardachpflicht miteinander. Wir verraten in diesem Artikel, wie man ein Fachwerkhaus modernisieren kann, welche Kosten bei der Sanierung eines Fachwerkhauses anfallen und welche Zuschüsse es gibt.

Fachwerk: uralte Technik

Seit wann gibt es Fachwerk und bis wann wurden Fachwerkhäuser gebaut? Die Ursprünge der Bautechnik lassen sich bis in die Jungsteinzeit verfolgen. Und sie blieb bis in die Neuzeit verbreitet. Wegen der Brandgefahr baute man ab dem 15. Jahrhundert in Städten die Erdgeschosse oft aus Stein und nutzte Fachwerk für weitere Stockwerke. Heute prägen historische Fachwerkfassaden viele Altstädte in Deutschland und bilden ein Sehnsuchtsziel für Reisende. Das älteste erhaltene Fachwerkhaus steht in Quedlinburg und stammt aus den Jahren 1230 bis 1233 (dendrochronologische Untersuchungen und erste urkundliche Erwähnung). Im Historismus um die Jahrhundertwende erlebte Fachwerk eine kurze Renaissance, bevor es neue Techniken wie Beton verdrängten.

Ganz ausgestorben ist die schöne Handwerkstradition aber nicht: Bis heute gliedert Fachwerk die Fassaden mancher Neubauten, denn Fachwerkhäuser gelten als wertig und sind für ihr gutes Wohnklima bekannt. Wie viele Fachwerkbauten in Deutschland stehen, weiß wohl niemand so genau. Bis zu 2 Millionen, wie manche Quellen behaupten, sind es vermutlich nicht. Bisweilen liegt das Fachwerk unter einer Lage modernen Putzes verborgen. Dank des steigenden Bewusstseins, wie wichtig der Erhalt von Kulturgütern ist, stehen viele Fachwerkhäuser inzwischen unter Denkmalschutz. Welche Vorgaben der Denkmalschutzbehörde muss man beachten, wenn man ein altes Haus aus Fachwerk sanieren möchte?

Hürden und Chancen bei der Sanierung eines Fachwerkhauses unter Denkmalschutz

Für einzelne Häuser oder Bestandteile ganzer Fachwerkhausensembles müssen sich Bauherrschaften an die Auflagen des Denkmalschutzes halten, wenn sie ein Fachwerkhaus sanieren möchten. Das umfasst viele Details von der Optik bis hin zu den verwendeten Baumaterialien. Zugleich erleben dank dieser Sorgfalt in Vergessenheit geratene Techniken wie Lehmputz eine Wiedergeburt. Vor dem ersten Handschlag am Haus steht der Kontakt mit der Unteren Denkmalbehörde an. Nur sie kann die Genehmigung zur Sanierung erteilen.

Oft kollidieren Vorgaben der Behörde mit den eigenen Wünschen, doch diese zu ignorieren, ist keine gute Idee. Wer sich nicht an die Auflagen hält, riskiert bei nicht denkmalgerechten Einbauten die Aufforderung zum Rückbau und Geldstrafen. Auf der anderen Seite bekommen Bauherrschaften gute Tipps vom Amt, etwa ob für die Sanierung des Fachwerkhauses Zuschüsse möglich sind. Oft empfehlen die beamteten Personen spezialisierte Firmen für die Fachwerkhaussanierung, die sich mit den Besonderheiten auskennen und wissen, wie sich Fachwerk sanieren und energetisch verbessern lässt. Mit Solardachziegeln kannst du sogar eine PV-Lösung mit dem Denkmalschutz vereinbaren. Unerfahrene Bauherrschaften sollten für die Sanierung des Fachwerkhauses ein Architekturbüro zurate ziehen.

Fachwerkhaus sanieren: von der Vorbereitung über Förderung und Planung bis zur Umsetzung

Bei Fachwerkhäusern handelt es sich um Bauten, die ein Ständerwerk aus Holz stützt. Schräg verlaufende Streben sorgen für Stabilität, waagerechte Balken bilden das Fundament (Schwelle), den oberen Abschluss (Rähm) sowie die Gefache (Riegel). Die Gefache sind mit Flechtwerk und Lehm oder Ziegeln gefüllt und meist innen und außen mit Lehmputz versehen. Zapfen, Holznägel und andere metallfreie Techniken halten das Fachwerkgerüst zusammen.

Wie solide eine solche Bauweise sein kann, erkennt man am Alter etlicher Fachwerkbauten. Dennoch bleibt Holz anfällig für Schädlinge und Feuchtigkeit und kann im Lauf der Jahrhunderte an Stabilität einbüßen. Daher steht ein genaues Zustands- beziehungsweise Schadensbild der Bausubstanz ganz oben auf der To-do-Liste. Ein Fachwerk zu sanieren ist mit Kosten verbunden, die Bauherrschaften einplanen müssen. Wir fassen zusammen, wie man am besten vorgeht.

Fachwerkhaus sanieren: Tipps zum Ablauf

Nachdem mögliche Schäden und Sanierungsbedarfe ermittelt sind, gilt der erste Schritt auf dem Weg zum sanierten Denkmal der Unteren Denkmalbehörde, um die Genehmigung für die Baumaßnahmen zu erhalten. Auch Förderanträge müssen vor Baubeginn gestellt werden. 

Handwerkliche Sanierungsschritte beim Fachwerkhaus

Marode Leitungen, baufällige Treppen – alte Häuser können voller unliebsamer Überraschungen stecken. Selbst die beste Planung ist dagegen nicht gefeit. Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt Bauherrschaften einen patenten Leitfaden.

1. Schritt: Tragwerk ausbessern

Am wichtigsten ist die Stabilität des Hauses. Deswegen beginnt die Fachwerksanierung mit dem Tragwerk. Um Schäden am Holz ausfindig zu machen, bedarf es eines geschulten Blickes. Bei schadhaftem Fachwerk lassen sich Holzbalken sanieren, indem morsche oder befallene Stellen herausgeschnitten und durch neues Holz ersetzt werden. Besonders aufwendig kann es sein, einen verzierten Fachwerkgiebel zu sanieren. Sind tragende oder Schwellbalken morsch, ist ein Austausch durch spezialisierte Fachleute notwendig. Hilfsständer tragen derweil das Gewicht des Hauses. Um die alten Verbindungen aus Holz für kommende Jahrhunderte fit zu machen, erneuern Zimmerleute schadhafte Dübel und Verzapfungen. Dabei legen sie Wert auf originalgetreue Techniken und Materialien, so dies möglich ist.

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An beschädigten Gefachen tritt die Struktur eines Fachwerkhauses zutage. (Foto: Roman Dilo, Wikimedia Commons)

2. Schritt: Gefache auffüllen

Um eine Fachwerkfassade zu sanieren, müssen meist etliche der Zwischenräume neu ausgefacht und alles neu verputzt werden. Meist beinhalten Gefache mit Stroh gemischten Lehm, der auf Flechtwerk aus Weidenruten haftet. Lose Füllungen entfernt man sorgfältig und ersetzt sie mit kleinen Lehmsteinen oder anderen Materialien, die sich als Füllmaterial für Holzgefache eignen. Wichtig: Immer von oben nach unten arbeiten, damit bereits neu verfachte Partien nicht unter der Last darüber ausbrechen oder Risse entwickeln (Lastabsenkung). Ein bündig aufgetragener Putz aus Lehm oder Kalk versiegelt die Gefache wetterfest, aber diffusionsoffen. Tipp: Der alte Baustoff Lehm hat viele Vorteile für Fachwerkbauten, denn er isoliert gut, brennt nicht, ist frostbeständig und sorgt durch Kapillarwirkung für eine gute Feuchtigkeitsregulierung. So hält er Nässe und Schädlinge vom Holz fern.

3. Schritt: Holzschutz und Farbe

Die Farbe des Fachwerks und der Gefache unterscheidet sich regional. Bei alten Fachwerkhäusern müssen sich Bauherrschaften an diese Farbschemata halten. Für den Außenanstrich der Gefache sind mineralische Anstriche Pflicht: Kalk- oder Silikatfarben. Sie sind atmungsaktiv und schimmelresistent (das gilt übrigens auch für Innenputz und -farbe). Für das hölzerne Fachwerk kommen nur diffusionsoffene Holzschutzmittel und Anstriche wie Leinölfirnis infrage. Etwaige Farbreste oder gespachtelte Ausbesserungen anderer Art müssen vor dem Neuanstrich restlos beseitigt werden.

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Nicht immer nur schwarz-weiß: Regional können die verwendeten Farben für Fachwerk und Putz ganz unterschiedlich ausfallen: hier in Endingen am Kaiserstuhl. (Foto: 1195798, pixabay)

4. Schritt: Wärmedämmung

Auch wenn denkmalgeschützte Häuser nicht den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) folgen müssen, wollen heute viele Menschen lieber energieeffizient wohnen, nicht nur um Kosten zu sparen. Bei Fachwerk ist eine Außendämmung aufwendig oder gar untersagt. Innen darf die Dämmung keine historischen Elemente verdecken. Es dürfen nur altbauverträgliche Dämmmaterialien mit Kapillarwirkung wie Lehm oder Kalk zum Einsatz kommen. Sie leiten Feuchtigkeit nach außen und ergeben obendrein ein hervorragendes Wohnklima. Die Arbeiten sollte man Fachleuten überlassen. Unsachgemäße Dämmung im Innern kann schlimmstenfalls zu Schimmel und Pilzbefall führen. Gut zu wissen: Lehmputz hat gute Dämmeigenschaften. Unter dem Dach darf und sollte hingegen gedämmt werden, solange seine Form und das Aussehen unverändert bleiben.

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Fachwerkhaus in der nordrhein-westfälischen Stadt Monschau: Erker und Dachgauben stellen Zimmerleute bei Dachsanierungen von Fachwerkhäusern vor Herausforderungen. (Foto: Uwe Aranas, Wikimedia Commons)

Fachwerkhaus sanieren: Dachinstandsetzung

Feuchtigkeit tut Holzbauten nicht gut. Um Niederschlagswasser schnell abzuleiten, gestaltete man die mit Ziegeln oder Reet gedeckten Dächer von Fachwerkhäusern meist mit einer steilen Dachneigung von über 50 Grad und großem Dachüberstand. Diese Dachgestaltung muss aus Denkmalschutzgründen erhalten bleiben, ebenso wie Dachgauben, die viele alte Dächer zieren. Spezialisierte Firmen führen die denkmalgerechte Dachstuhlsanierung durch und ersetzen schadhafte Dachabdeckungen fachgerecht. Neben dem Austausch alter Heizungsanlagen kommt man auch bei denkmalgeschützten Häusern oft nicht um die Dämmung der obersten Geschossdecke oder des Dachs herum. Das ergibt im Hinblick auf die Energiekosten Sinn. Auch wenn die kommende Solardachpflicht denkmalgeschützte Bauwerke nicht immer betrifft, gibt es mit Solardachziegeln eine PV-Lösung, die sich optisch unaufdringlich den Anforderungen des Denkmalschutzes fügt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die geplante Sanierung des Rathauses Ofterdingen.

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Das denkmalgeschützte, 1523 erbaute Rathaus in der Gemeinde Ofterdingen im Landkreis Tübingen wird seit 2022 erweitert und saniert. Für die Stromerzeugung ist eine Photovoltaikanlage mit Solardachziegeln von Autarq geplant (Foto: Nucomu via Wikimedia Commons)

Fachwerkhaus sanieren: die Kosten

Da jedes Fachwerkhaus anders ist und seine eigenen Herausforderungen bereithält, lassen sich die Kosten einer Fachwerkhaussanierung nur näherungsweise ermitteln. Bausachverständige oder erfahrene Architekten können die Kosten für die Fachwerkhaussanierung besser einschätzen. Dennoch ist mit Überraschungen zu rechnen – ein finanzieller Puffer sollte in der Planung bereits enthalten sein. Pi mal Daumen betragen die Kosten für die Fachwerkhaussanierung 1.200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Tipp: Fördermittel, Zuschüsse und Steuerabschreibungen (Denkmal-AfA) erleichtern die denkmalgerechte Sanierung von Fachwerkhäusern. Zu beantragen sind sie bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Landesdenkmalämtern und lokalen Denkmalbehörden. Die KfW-Bank und BAFA vergeben zinsgünstige Sanierungskredite auch für Objekte ohne Denkmalschutz. Hier können zudem kommunale und länderspezifische Fördermittel zur energetischen Sanierung infrage kommen.

Häufige Probleme bei einer Fachwerkhaussanierung

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    Viele Gewerke einer Fachwerkhaussanierung können nur erfahrene Handwerker ausführen. Nicht jeder beachtet alle Anforderungen, die eine solche Sanierung erfordert. Die Wichtigste: kein Metall. Die alten Verbindungen des Fachwerks bestehen aus Holz, weil starres Metall die in einem Holzhaus wirkenden Kräfte schlecht aufnimmt und rostet.

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    Falsche Baustoffe können die Bausubstanz von Fachwerkhäusern schädigen oder sogar zerstören. Diffusionsoffene Materialien halten die Feuchtigkeit in den Balken gleichmäßig niedrig, sodass das Holz keine Risse bekommt, weder von Schwamm noch Schädlingen befallen wird und arbeiten kann. Luftdichte Abschlüsse wie bei einer Dämmung aus modernen Baumaterialien gilt es zu vermeiden.

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    Unsachgemäße Altsanierungen müssen vollständig rückgängig gemacht werden, um Beschädigungen der Bausubstanz aufzuhalten.

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    An überstehenden Kanten kann sich Feuchtigkeit sammeln. Bündig aufgetragener Putz verhindert das.

Mit kompetenten Partner:innen an der Seite lassen sich Fehler bei der Fachwerkhaussanierung vermeiden. Wer so ein Gebäude restauriert und für die kommenden Generationen aufbereitet, erhält ein Wohnhaus mit individuellem Charme und einem oft besseren Raumklima als in Neubauten.

 

Zuletzt aktualisiert: 29.08.2023

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