Dachziegel: Was du schon immer über die traditionsreichste Art der Dachdeckung wissen wolltest

Dachziegel: Was du schon immer über die traditionsreichste Art der Dachdeckung wissen wolltest

Dachziegel gibt es in verschiedenen Farben und Arten. Dabei ist nicht jeder Ziegel für jedes Dach geeignet (Foto: Jack Price-Burns via Unsplash)

Dachziegel sind dann am schönsten, wenn man nicht weiter über sie nachdenken muss. Viele Hauseigentümer:innen wissen: Müssen die Dachpfannen ausgetauscht oder gar komplett erneuert werden, kann das mächtig ins Geld gehen. Umso wichtiger, sich auch beim Neubau ausgiebig mit den verschiedenen Arten und Vorteilen auseinanderzusetzen. Die wichtigsten Fragen und Antworten gibt’s hier im Überblick!

Was ist so besonders an der traditionellen Dachdeckung?

Dachpfannen aus Ton, die sogenannten Tondachziegel, üben eine besondere Faszination aus. Das dürfte sicherlich damit zusammenhängen, dass es sie bereits seit über 4.000 Jahren gibt. Schon im alten Rom und im antiken Griechenland kam der Naturbaustoff zum Einsatz.

Eine Dachhaut aus Tondachziegeln wirkt wertig, schützt das Haus in besonderem Maße vor dem Eindringen von Wasser, braucht kaum Wartung und weist eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren auf. So wundert es nicht, dass Dachpfannen zur beliebtesten Eindeckung auf deutschen Dächern avanciert sind.

Was für Dachpfannen gibt es?

Auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden sind Tondachziegel von Betondachsteinen. Nur wer sich gut auskennt, kann auf den ersten Blick erkennen, welche Art von Dachpfanne verlegt wurde. Während Tondachziegel, wie der Name bereits suggeriert, ein reines Naturprodukt mit dem Hauptbestandteil Ton sind, werden Betondachsteine aus Sand, Zement und Wasser - eben aus Beton - hergestellt. Betondachsteine sind das deutlich jüngere Produkt.

Tondachziegel werden seit mehr als 4.000 Jahren verarbeitet, Betondachsteine wurden erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum erfunden und existieren somit gerade mal knapp 200 Jahre. Im Hausbau werden sie sogar erst seit den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf größeren Flächen eingesetzt. Der Durchbruch kam mit der sogenannten Frankfurter Pfanne des noch heute am Markt aktiven Herstellers Braas. Der Vorteil dieser Pfanne, die es inzwischen als Ziegel und als Stein gleichermaßen gibt, ist ihr breites Einsatzgebiet auf allen Dächern mit einer Neigung zwischen 22 und 30 Grad - also auf der Mehrzahl aller Dächer.

Für die sichere Verwendung von Dachpfannen muss ein Dach eine Mindestneigung von zehn Grad aufweisen. Das legen die Fachregeln des deutschen Dachdecker:innen-Handwerks fest.

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Betondachsteine sind günstiger und anders als Tondachziegel absolut dicht (Foto: Georg D via Unsplash)

Betondachstein oder Tondachziegel? Eine Frage von Geschmack und Budget

Heute ist es mehr eine Frage des Geschmacks und des persönlichen Budgets, ob du einen Betondachstein oder einen Dachziegel aus Ton einsetzen willst. Teils deutlich günstiger sind Betondachsteine. Das hat mit dem einfacheren Herstellungsprozess und den billigeren Ausgangsmaterialien zu tun. Die führen auch dazu, dass Betondachsteine deutlich schwerer sind als Tonziegel, was höhere Anforderungen an die Unterkonstruktion stellt.

Die größere Stabilität und das höhere Gewicht führen aber auch dazu, dass die Schalldämmung besser ist und die so eingedeckten Dächer ohne Bedenken zu begehen sind. Werden einzelne Dachsteine zerstört, können sie einfach ersetzt werden. Das ist allerdings aufgrund der höheren Robustheit der Dachsteine seltener als bei Dachziegeln notwendig, die aber ebenso leicht ersetzt werden können.

Was sind die Vor- und Nachteile von Betondachsteinen und Tondachziegeln?

Während Tondachziegel diffusionsoffen sind und Feuchtigkeit entsprechend aufnehmen und wieder abgeben können, sind Betondachsteine absolut dicht. Dadurch sind letztere absolut frostbeständig, während es bei Dachziegeln schon mal zu Abplatzungen kommen kann. Dafür sind Dachpfannen aus Beton wiederum anfälliger für Algen und Moos. Ein Befall tritt in begrenztem Umfang zwar auch bei Dachziegeln auf, diese lassen sich aufgrund ihrer glatten Oberfläche jedoch leichter reinigen.

Die gängigsten Dachziegelmodelle in Deutschland

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Unabhängig vom Material sind Dachziegel in verschiedenen Formen erhältlich. 

Unterschiede bei der Verlegung der Dachpfannen

Auch bei der Verlegung gibt es Unterschiede. Während Betondachsteine sich nur seitlich ineinander verzahnen und die Überdeckung nach oben und unten mehr oder weniger frei von der Dachdeckerin oder dem Dachdecker bestimmt werden kann, sieht das bei Dachziegeln völlig anders aus. Tondachziegel verfügen über komplexe Falzungen an den Seiten und oben, wodurch sie sauber ineinandergreifen. Das macht die Verlegung besonders einfach. Zudem sind sie materialbedingt leichter und in der Regel auch kleiner als Dachsteine.

In welchen Farben sind Dachziegel erhältlich?

Hinsichtlich der Farbgebung waren Tondachziegel lange auf den rötlichen Ton festgelegt, der für Ziegel eben charakteristisch ist. Inzwischen gibt es Dachpfannen aus Ton in vielen Farben. Dabei werden die Dachziegel teils lackiert, teils durchgefärbt. Dennoch ist die Farbvielfalt bei Betondachsteinen noch deutlich größer.

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Nicht umsonst blicken Tondachziegel auf eine lange Geschichte zurück (Foto: Simon Hurry via Unsplash)

Aus welchen Materialien bestehen Dachpfannen?

Tondachziegel

Die Ausgangsmaterialien für Tondachziegel sind aus der Erde gewonnener Lehm, Ton und Wasser. Das Herstellungsverfahren ist aufwändig. Nachdem der Ton aus entsprechenden Tongruben mit schweren Baggern gefördert wurde, wird er in mehreren Schritten soweit zerkleinert, bis die für die Ziegelherstellung benötigte Korngröße erreicht ist.

In einem sogenannten Sumpfhaus wird das Material zwischengelagert, mit Wasser befeuchtet und permanent durchmischt. Ist der Ton auf diese Weise vorbereitet, läuft er durch eine Strangpresse, an deren Ende die Ziegel auf Maß abgetrennt werden. 

Im nächsten Schritt laufen die Ziegel einzeln durch eine Formpresse. Danach müssen sie etwa 24 Stunden trocknen. Ist die Trocknungszeit erreicht, erfolgt entweder die Engobierung oder die Glasur. Vereinfacht ausgedrückt, wird dabei eine Art Glasur in den Ziegel gegeben, das wäre eine Engobe, oder es wird tatsächlich eine glasbasierte harte Glasur in unterschiedlichen Farben auf den Ziegel aufgetragen. Danach werden die Ziegel bei bis zu 1.200 Grad Celsius gebrannt.

Betondachsteine

Weitaus weniger aufwändig, auch mit Blick auf die einzusetzende Energie, ist die Herstellung von Betondachsteinen. Hier wird aus Sand, Zement und Wasser eine Betonmischung erstellt und direkt über eine Strangpresse in Formen gedrückt.

Unmittelbar danach erfolgt ein mehrmaliger Farbauftrag. Bei 60 Grad Celsius werden die Dachsteine dann noch in ihren Formen getrocknet, bevor sie daraus gelöst werden. Nun müssen sie noch einen knappen Monat an der Luft nachtrocknen und sind dann einsatzfähig.

Wieso sind Dachziegel derzeit so teuer?

Tondachziegel erfreuen sich in der durch Corona befeuerten Baukonjunktur höchster Nachfrage. Diese hatte die Hersteller komplett überrascht. Die meisten Werke arbeiten seit dem erstmaligen Ausbruch der Corona-Pandemie an der Kapazitätsgrenze. Und da die Nachfrage den Preis regelt, passiert folgendes: Das Angebot kann den Bedarf nicht decken, die Preise steigen. Wer die höchsten Preise bezahlt, bekommt die begehrten Materialien. Schon Anfang 2022 hatten manche Hersteller einen Bestellstopp verhängt. Sie nahmen keine neuen Aufträge mehr an.

Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich das Problem noch einmal deutlich verschärft. Nun gibt es sogar Hersteller, die überlegen, gar keine Ziegel mehr herzustellen. Der Grund liegt in dem hohen Energiebedarf, der aufzubringen ist, um dauerhaft Temperaturen über 1.000 Grad Celsius für den Brennvorgang zu halten. Da die Energiepreise rasant steigen, werden Ziegel immer teurer. Im Vergleich zum Vorjahr waren im Jahr 2022 Preissteigerung von mehr als 50 Prozent zu verzeichnen.

Ebenso warnen die Hersteller vor einer möglichen Gasrationierung, bei der die Industrie schrittweise von der Gaszufuhr abgetrennt werden könnte. Die Dachziegelhersteller halten es für wahrscheinlich, dass sie dann über eine nicht näher bekannte Zeitspanne gar keine Dachziegel mehr produzieren können.

Sind Dachziegel überhaupt noch zeitgemäß?

Mit Fug und Recht fragst du dich demnach, ob Dachziegel damit überhaupt noch zeitgemäß sind und tatsächlich lässt sich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Denn mit dem Solardachziegel gibt es eine verhältnismäßig neue Form des Dachziegels, bei der du optisch keine Abstriche machen musst und die zudem noch viele weitere Vorteile bieten. 

Bei Solardachziegeln handelt es sich um Dachpfannen, die mit Solarzellen bestückt sind. Das kann entweder als eine Art Inlay in vorgefertigten Vertiefungen des Ziegels oder als Klebeaufsatz oder sogar als vollständig vergossene Variante eines Ziegels erfolgen, der dann allerdings nicht mehr aus Ton, sondern aus Quarzglas besteht. Bauherrinnen und Bauherren, die ihr Dach ohnehin mit einer traditionellen Dacheindeckung versehen wollen, sollten sich die Solardachziegel auf jeden Fall näher ansehen, denn damit lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Eingedeckt werden muss das Dach ja ohnehin.

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Solardachziegel vereinen ein ästhetisches Design mit modernster Technik (Foto: Auarq)

Wo liegen die Vorteile von Solardachziegeln?

Wenn du beim Neubau Solardachziegel verwendest, kostet dich das zwar etwas mehr als wenn du einen konventionellen Dachziegel verbaust. Die Mehrkosten liegen nach verschiedenen Berechnungen aber nur um 14 Prozent über der konventionellen Dachziegellösung. Für diese 14 Prozent Mehrkosten könntest du dir bei einem Standarddach von rund 100 Quadratmetern eine etwa 50 Quadratmeter große Solaranlage auf Ziegelbasis aufs Dach bauen lassen, die dein Haus mit rund 6,5 Kilowatt-Peak versorgen kann. Damit würdest du im Jahr zwischen 5.000 und 5.800 Kilowattstunden selbst erzeugen können. Das ist bereits am oberen Ende dessen, was ein von vier Personen bewohntes Einfamilienhaus im Jahr verbraucht.

Wieso solltest du beim Neubau Solardachziegel in Betracht ziehen?

Manche Hersteller, wie etwa das deutsche Unternehmen Autarq, das mit Ziegelherstellern wie Creaton und Jacobi-Walther zusammenarbeitet, versprechen einen Autarkiegrad von bis zu 70 Prozent. Das bedeutet, du müsstest nur noch 30 Prozent deines Strombedarfs beim Versorger hinzukaufen, etwa weil nachts oder unter starker Bewölkung kein Strom aus deinem Dach fließt. Mit der Teildeckung über Solardachziegel in einer passenden Kombination mit einem Standarddachziegel des gleichen Programms erzielst du also eine homogene Optik bei gleichzeitiger Verwendung modernster Technik auf deinem neuen Dach. 

Warum sind Solardachziegel bei denkmalgeschützten Gebäuden interessant?

Besitzer:innen von denkmalgeschützten Gebäuden wissen, wie schwierig es ist, modernste Technik mit den strengen Auflagen in Einklang zu bringen. Dies betrifft natürlich auch die Dacheindeckung und die Wahl der passenden Solaranlage. Eine einheitliche Regelung für den Umgang mit Photovoltaik-Anlagen bei denkmalgeschützten Gebäuden gibt es in Deutschland bislang noch nicht. Vielmehr muss jeder Fall einzeln vom jeweiligen Landesamt für Denkmalpflege geprüft und genehmigt werden.

Werden noch heute überwältigend viele Anträge von Photovoltaikanlagen aufgrund der Optik abgelehnt – auf vielen Dächern ist die Anbringung großer PV-Anlagen auch aufgrund der Statik nicht möglich – sieht es bei Solardachziegeln anders aus. Diese können sowohl der Farbe als auch der Struktur der Bedachung und Dachform des Gebäudes angepasst werden und entsprechen damit den Genehmigungskriterien, die zum Beispiel vom Verwaltungsgericht Sigmaringen aufgestellt wurden.

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