Stromcloud: Clevere Ergänzung zur PV-Anlage oder unnötig?

Jedes zusätzliche Solarmodul erhöht den Anteil erneuerbarer Energien, aber sorgt eine Stromcloud tatsächlich für mehr Autarkie? (andreas160578 via Pixabay)

Eine Cloud ist den meisten Menschen ein Begriff: Es handelt sich um einen virtuellen Speicher, wie du ihn aus dem Internet oder von deinem Smartphone kennst. Dieses Prinzip gibt es seit einiger Zeit auch in Verbindung mit einer Solaranlage, also praktisch eine Stromspeicher-Cloud. Auf diese Art und Weise kannst du den Stromanteil, den du nicht direkt nutzen kannst, für spätere Zeiten speichern.

Was ist eine Stromcloud?

Grundsätzlich gibt es zwei virtuelle Speichermöglichkeiten: Eine Stromcloud speichert Strom, und zwar ganz unabhängig davon, welche Anlage ihn erzeugt hat. Die Energie kann also von Photovoltaikanlagen stammen, aber auch von Windkraftanlagen oder aus Wasserkraft. Solarclouds oder Photovoltaik-Clouds dürfen hingegen per Definition nur Strom aus Solaranlagen speichern und bereitstellen. 

Darum geht es bei virtuellen Stromclouds: Am Abend oder in den Wintermonaten erzeugt deine Photovoltaik-Anlage meist wenig beziehungsweise keinen Sonnenstrom und du musst Strom von deinem lokalen Energieanbieter beziehen. Wenn du hingegen überschüssigen Strom an langen Sommertagen in der Cloud speicherst, kannst du den Strom im Winter und abends dann von dort bekommen. Gleichzeitig unterstützt du die Energiewende. So weit die Idee, die Realität sieht etwas anders aus.

 

Wie funktioniert eine Stromcloud?

Im Stromnetz herrscht ein reger Fluss. Deshalb wird der Strom, den du zum Beispiel im August in die Stromcloud abgibst, nicht real beispielsweise bis November gespeichert. Denn das Stromnetz funktioniert nicht wie ein Parkhaus, in dem du Mengen einfach abstellst und wieder abholst. Ein Stromnetz funktioniert eher wie eine Autobahn, über die der Strom von der Erzeugung zu den Verbraucher:innen gelangt. 

Wenn du also im August Solarstrom in die Cloud abgibst, dann wird dieser gar nicht gespeichert, sondern direkt über das Stromnetz an andere Verbraucher:innen weitergeleitet. Du bekommst also im November nicht den Strom, den du in die Cloud zum Speichern geleitet hast. Vielmehr handelt es sich um neu erzeugten Strom, der sowohl aus Erneuerbaren Energien als auch aus herkömmlichen Kraftwerken stammen kann. Rein technisch ist das also nichts anderes, als ein normaler Bezug aus dem Stromnetz. Die Stromcloud ist kein physikalischer Speicher. Deswegen sprechen Fachleute auch von einem virtuellen Speicher. Es handelt sich also eher um ein Rechenmodell, quasi eine Art Konto, auf das du Strom einzahlst und diesen bei Bedarf wieder abrufen kannst.

Dafür gibt es verschiedene Modelle. Für den Strom, den du in die Cloud einspeist, bekommst du beispielsweise eine Gutschrift. Wenn du später Strom aus der Solarcloud abrufst, wird das von der Gutschrift abgezogen. Die meisten Solarcloud-Anbieter erstellen eine jährliche Abrechnung: Sie zahlen das nicht abgerufene Stromguthaben aus. Oder sie fordern eine Nachzahlung, wenn Strom über das Guthaben hinaus abgerufen wurde.

Ein weiteres Modell: Du bekommst bestimmte Freimengen Strom pro Jahr, die so errechnet werden, dass sie zu deinem voraussichtlichen Verbrauch passen. Solange du unterhalb der Mengengrenze bleibst, bekommst du auch hier eine Gutschrift. Im anderen Fall musst du die zusätzliche Strommenge zu den vertraglich vereinbarten Preisen bezahlen.

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Wenn die Sonne untergeht und der Strom aus deinem eigenen Speicher nicht mehr ausreicht, bekommst du Energie aus der Stromcloud geliefert. (jplenio via Pixabay)

Wann ist eine Stromcloud sinnvoll?

Bei vielen Menschen besteht der Wunsch, sich bei der Energieversorgung unabhängig von Energieunternehmen und schwankenden Preisen zu machen. Eine Solaranlage mit Speicher ist der erste Schritt in diese Richtung. Denn in der Regel schaffst du es mit einer PV-Anlage ohne Speicher, dich zu 30 Prozent unabhängig zu machen. Mit einem Speicher schaffst du zwischen 50 und 70 Prozent. Die PV-Anlage zusätzlich mit einem Cloudspeicher zu verbinden, soll dieses Prinzip erweitern. Grundsätzlich ist eine PV-Cloud übrigens auch ohne eigenen Speicher nutzbar, allerdings bieten nicht alle Anbieter diese Option. Ob du die Stromcloud ohne eigenen Speicher nutzen möchtest, musst du für dich durchrechnen. Denn die Konditionen der Verträge sind meistens schlechter.

Übrigens: Die Stromcloud ist auch für eine bestehende PV-Anlage nutzbar. Allerdings ist das nicht bei allen Anbietern möglich. Manche verknüpfen den Kauf der Anlage mit ihrem Cloud-Tarif. 

Doch wie beschrieben, kaufst du nicht den selbst produzierten Ökostrom wieder zurück, sondern bekommst Strom aus dem Netz, der auch aus Gas- oder Kohlekraftwerken stammen kann. 

Sinnvoll ist sicherlich die Idee, dass durch eine Stromcloud dein produzierter Solarstrom möglichst vollumfänglich genutzt wird. Doch ganz gleich, ob du deinen Überschuss an eine Stromcloud abgibst, oder in das lokale Stromnetz speist, am Ende verbesserst du mit deinem Sonnenstrom die Ökobilanz im Strommix. Der wird so oder so genutzt – ganz gleich, ob du einen Vertrag für eine Cloud-Strom hast oder nicht. Unter bestimmten Umständen kann es sich aber finanziell lohnen.Eine PV-Anlage mit Cloud-Lösung ist häufig vor allem dann sinnvoll, wenn sich die Höhe deiner Einspeisung und die  Entnahmemenge auf gleichem Niveau bewegen.

Was kostet eine Stromcloud?

Die Kosten für eine Stromcloud sind unterschiedlich, da es verschiedene Stromcloud-Tarife beziehungsweise Stromcloud-Anbieter gibt. Die Frage „Lohnt sich eine Stromcloud?“ lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Das hängt von der Leistung deiner Anlage und deinem Strombedarf ab.

Übrigens: Falls du jetzt überlegst, eine so große PV-Anlage zu installieren, dass du sehr viel Strom ins Netz abgeben und damit Geld verdienen kannst, musst du weitere Faktoren berücksichtigen. Bei der Photovoltaik-Cloud kommt dann eventuell die PV-Steuer zum Tragen. Zwar hat die Bundesregierung Regelungen vereinfacht und Steuern erlassen – zum Beispiel die Mehrwertsteuer beim Kauf und der Installation der Anlage – trotzdem kann es sein, dass du für den Strom, den du ins Netz einspeist und dafür eine Vergütung erhältst, Einkommensteuer zahlen musst, falls du einen bestimmten Betrag überschreitest. Alles Infos zum Thema PV-Steuern haben wir hier für dich zusammengestellt.

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Blick auf ein Dach in München-Pasing, das 2023 mit Solardachziegeln gedeckt wird: Eine Stromcloud lohnt sich vor allem dann, wenn genug überschüssiger Strom an den virtuellen Speicher abgegeben werden kann (Foto: Franz Kimmel)

Verschiedene Kosten-Modelle, um deinen Strom in der Cloud zu speichern 

Manche Anbieter starten mit einer monatlichen Grundgebühr, damit du deinen Photovoltaik-Strom in der Cloud speichern kannst. Mit dieser regelmäßigen Zahlung sollten die Kosten der Stromcloud für den Strom abgedeckt werden. Das scheint sich allerdings nicht durchgesetzt zu haben. Andere Cloud-Strom-Anbieter haben deshalb die monatliche Gebühr inzwischen mit einer Reststrommenge verbunden, die du beziehen kannst. Das entspricht eher der Idee einer Flatrate, wie du sie zum Beispiel von deinem Smartphone-Tarif kennst. Das soll die Solar-Cloud-Kosten etwas transparenter gestalten. Nutzt du dieses Kontingent nicht, gibt es in einigen Fällen eine Rückvergütung, in anderen Fällen verfällt dein Guthaben dann nach einer bestimmten Zeit. Vorteil einer Flatrate: Du kennst die Kosten für die Stromcloud ziemlich genau. Die Firma Sonnen bietet zum Beispiel ein solches Modell mit der sogenannten “sonnenFlat”, ebenso die Firma SENEC mit der https://senec.com/de/produkte/senec-cloud.

Wichtig zu wissen: Es gibt PV-Cloud-Tarife, bei denen du deine Einspeisevergütung an den Cloud-Anbieter abtreten musst. Das liegt meistens daran, dass die Cloud-Anbieter diese Abtretung für ihre Kostenkalkulation nutzen. Der Anbieter SENEC erklärt dies wie folgt: Es entstehen Senec Kosten dafür, dass sie Strom für dich einkaufen müssen. Damit sie einen attraktiven Preis anbieten können, rechnen sie bei diesen Mehrkosten mit einem Mix aus monatlichem Cloud-Beitrag und der EEG-Vergütung deines Stroms, die du an das Unternehmen abgetreten hast.

Wie gut funktioniert eine Stromcloud?

Da es Stromclouds noch nicht so lange gibt, fehlt es an weitreichenden Stromcloud-Erfahrungen. Das Bonner Marktforschungsunternehmen EUPD Research hat 2020 Tarife miteinander verglichen. Dafür wurden 13 Stromcloud-Anbieter zum Vergleich herangezogen und sogar die Photovoltaikcloud-Erfahrungen von Nutzer:innen abfragt. Das Ergebnis: Kund:innen sind verunsichert, weil ihnen Angebote zu intransparent sind. Diese Kritik kam auch von den Verbraucherzentralen. Die Kosten seien zu hoch und die Vorteile nicht erkennbar. 

Falls du dich doch für eine Stromcloud entscheiden solltest, musst du dir aber keine Gedanken darüber machen, ob sie technisch einwandfrei funktioniert. Faktisch gibst du den Sonnenstrom deiner PV-Anlage ab und der landet direkt im lokalen Stromnetz. Da die Stromnetze in Deutschland gut gewartet und kaum fehleranfällig sind, ist das Risiko für Störungen nicht größer als bei einem herkömmlichen Strombezug. Zudem verbessert deine eingespeiste Energie in jedem Fall die Ökostrombilanz.

Welche PV-Cloud-Anbieter gibt es?

Die Solarcloud steckt noch ziemlich in den Kinderschuhen. Deshalb ist auf dem Markt auch viel Bewegung. E.ON zum Beispiel hat sein Solarcloud-Angebot wieder eingestellt. Andere Anbieter sind mit Modellen gestartet, die sie inzwischen weiterentwickelt haben. Dazu kommt: Es stehen unterschiedliche Ideen hinter den PV-Clouds. Manche Anbieter möchten Menschen mit ihren PV-Anlagen miteinander verbinden – zum Beispiel die Sonnen GmbH. Dahinter steckt eine Art Schwarmidee: Wenn möglichst viele Häuser mit PV-Anlagen sich miteinander vernetzen und den selbst produzierten Strom miteinander teilen und tauschen, könnte das Prinzip der Stromautarkie besser funktionieren. Damit dieses System auch in der dunklen Jahreszeit klappt, sollten allerdings weitere Energieformen, wie Strom aus Windkraftanlagen, hinzukommen. 

Andere Anbieter setzen darauf, dass du durch das Cloud-Angebot zu 100 Prozent Ökostrom bekommst – zum Beispiel Polarstern. Diese Stromcloud-Anbieter grenzen sich vom normalen Energieversorger dahingehend ab, dass sie nur Ökostrom-Tarife anbieten. Nur die wenigsten beinhalten den Vernetzungsgedanken. Es ist deshalb schwierig, die Stromcloud-Anbieter zu vergleichen.

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Welcher Anbieter der richtige für dich ist, hängt auch davon ab, wie leistungsstark deine PV-Anlage ist und wie viel Energie du dementsprechend an die Stromcloud abgeben kannst. (P-association via Pixabay)

Die sonnenCommunity der Sonnen GmbH

Die Sonnen GmbH präsentiert sich als Energiegemeinschaft, wie der Name „sonnenCommunity“ schon verrät. Die „sonnenFlat“ soll Menschen mit PV-Anlage die Möglichkeit bieten, die eigenen Stromkosten zu senken. Voraussetzung: Du musst den Batteriespeicher dieser Firma kaufen. Die Idee der „sonnenFlat“: Das Unternehmen verbindet Menschen in der sogenannten „sonnenCommunity“. Dies sei eine digitale Vernetzung und ermögliche es, den Strom untereinander zu teilen.

 

Die Senec.Cloud der Senec GmbH

Die Senec GmbH bietet mit der „Senec.Cloud“ ein virtuelles Stromguthaben. Damit könntest du das ganze Jahr über Solarstrom flexibel nutzen, da du das Guthaben bei Bedarf abrufen kannst. Bei Senec kannst du den Speicher des Unternehmens nutzen, musst es aber nicht. Für die Nutzung der Stromcloud fällt eine Art monatliche Grundgebühr bis zu einer maximalen Verbrauchsgrenze an. Speist du  Strom in die Cloud von Senec ein, ohne etwas abzurufen, bekommst du gemäß der Einspeisevergütung nach dem Enerneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine jährliche Gutschrift.

 

Das StromWallet von LichtBlick

Beim Stromanbieter LichtBlick SE kannst du mit dem „StromWallet“ ein Guthaben aufbauen, wenn du Solarstrom aus deiner Anlage einspeist. Dafür erhältst du praktisch im Tausch 100 Prozent Ökostrom, wenn du Energie benötigst. Auch bei LichtBlick steckt der Vernetzungsgedanke aller Nutzer:innen dahinter. Voraussetzung ist eine LichtBlick-Solaranlage.

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Bevor du dich für einen Stromcloud-Anbieter entscheidest, solltest du mehrere Angebote sorgfältig vergleichen und durchrechnen. (TheDigitalWay via Pixabay)

Tipps für die Auswahl des Stromcloud-Anbieters

Damit du für dich den passenden Solarcloud-Anbieter im Vergleich findest, musst du dir die Photovoltaik-Cloud-Kosten genau anschauen. In manchen Fällen ist es möglich, deine Stromkosten damit auf null zu reduzieren. Das gelingt aber nur, wenn du einerseits in den Zeiten, in denen deine PV-Anlage wenig Strom produziert, selbst wenig Strom benötigst. Andererseits muss deine Anlage in den Sommermonaten so viel Strom produzieren, dass du ein großes Kontingent in die Solarcloud abgibst. Deshalb sind Leistung und Ertrag deiner Anlage, Größe deines Speichers und dein jährlicher Strombedarf relevant für den Vergleich der Solarcloud-Anbieter.

Darüber hinaus solltest du genau hinschauen, welches Modell sich für dich lohnt. Hast du schon eine PV-Anlage mit Speicher, musst du einen Anbieter finden, bei dem du nur die Cloud bekommst. Manche Anbieter möchten dir natürlich lieber ein Komplett-Paket verkaufen. Das kann eine gute Wahl sein, vor allem dann, wenn du dich um nichts kümmern möchtest und gern alles aus einer Hand erhältst. Ein Preisvergleich lohnt sich aber immer. Informiere dich auch, was mit deinem Stromguthaben aus der Cloud passiert, falls du das über längere Zeit nicht anrufst, sowie über Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen.

Fazit

Ob sich eine Stromcloud für dich lohnt, ist eine individuelle Entscheidung. Du kannst natürlich im Netz einen Stromcloud-Rechner ausprobieren und dir so erste Anhaltspunkte holen. Die Grundidee eines Cloudspeichers für Strom ist nicht verkehrt. Doch solange die PV-Anlage über die Cloud praktisch direkt ins örtliche Stromnetz einspeist, stellt sich die Frage, welche Vorteile sie gegenüber einer Einspeisung ins öffentliche Netz ohne Solarcloud bietet. Die Schwarmidee dagegen ist sicherlich ein Modell für die Zukunft und könnte als PV-Strom-Cloud gut funktionieren.

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