Smart Meter: Was Haus- und Wohnungseigentümer über die neuen Stromzähler wissen sollten

Vom Retro-System in die Zukunft: Von der Umstellung auf Smart Meter verspricht sich der Gesetzgeber große Schritte Richtung Energiewende. (Bild: Thomas Kelley, Unsplash

Nun wurde es also beschlossen: Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz werden in Deutschland bis 2032 flächendeckend moderne Stromzähler eingeführt. Nicht alle Haushalte sollen jedoch die gleiche Zählerart erhalten. Wir untersuchen das neue Smart Meter-Gesetz und analysieren Unterschiede, Kosten und Datenschutz der Optionen.

Ein „weitgehend klimaneutrales Energiesystem mit fluktuierendem Verbrauch und schwankender Erzeugung“ sollen sie ermöglichen, Verbraucher:innen aber gleichzeitig auch „bessere und klarere Informationen über ihren eigenen Stromverbrauch“ liefern: Am 12. Mai beschloss der Bundesrat final das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende. Einfachere, transparente Datenverarbeitung klingt nach einer wünschenswerten Verbesserung für Haushalte, die in Zeiten schwankender Strompreise und einer unsicheren Energiezukunft auf Klarheit hoffen. Doch welche Geräte gibt es eigentlich, wer muss welches einbauen und was für Kosten kommend auf Endverbraucher:innen zu?

Was genau ändert sich mit dem Smartmeter-Gesetz?

Blickt man auf den bisherigen Stand deutscher Stromzähler, so lässt sich schnell erkennen, wo noch Luft nach oben ist: Bisher übermitteln die Geräte Stromverbrauchsstände nur dann, wenn sie von einem Dienstleister ausgelesen werden. Das erfolgt auch im Jahr 2023 noch manuell und nach vorheriger Terminabsprache – und bei verpassten Terminen ist das gern mit zusätzlichen Kosten verbunden. Eine Digitalisierung dieses Ablaufs ermöglicht nicht nur ein unabhängiges Auslesen des Verbrauchs und damit der Kosten für Verbraucher:innen, sie stellt außerdem zu jedem Zeitpunkt flächendeckend Informationen zum Stromnetz und -verbrauch zur Verfügung. Das hat zur Folge, dass die volatile Stromerzeugung durch erneuerbare Energien deutlich planbarer und sicherer wird.

„Smart Meter messen nicht mehr nur den Stromverbrauch oder die eingespeiste Strommenge, um Abrechnungen erstellen zu können“, fasst das BMWK die Vorteile dieser Umstellung zusammen. So protokollierten smarte Stromzähler auch „Spannungsausfälle und versorgen die Netzbetreiber mit wichtigen Informationen, damit diese zeitgenau Erzeugung, Netzbelastung und Verbrauch weitgehend automatisiert aufeinander abstimmen können.“ Um diese Umstellung zeitnah und reibungslos in die Wege zu leiten, sieht das Ministerium vor, dass Verbrauchende ab 6.000 bis 100.000 kWh/Jahr sowie Anlagenbetreibende ab 7 bis 100 kW installierter Leistung ab 2025 auf Smart Meter umstellen. Bis Ende 2030 sollen dann 95 % dieser Umstellung abgeschlossen sein.

Welche Zähler gibt es und was bedeuten die Begriffe Smart Meter, intelligentes Messsystem und moderne Messeinrichtung?

Während diese Veränderung in der Theorie langfristige Verbesserungen für die gesamte Strom-Wertschöpfungskette bedeutet, entstehen in der Praxis vor allem kurzfristig ein paar Herausforderungen für Verbraucher:innen. Nicht jeder Haushalt weiß immerhin auf Anhieb, in welche Kategorie er fällt und welches Gerät aktuell überhaupt verbaut ist. Also „back to basics“: Grundsätzlich gibt es auf dem deutschen Markt mehrere Stromzählerarten, die wir hier kurz erläutern wollen.

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Relikt aus dem Keller: Den schwarzen Kasten dürften viele kennen. Ab 2025 sollen Smart Meter die Ferraris-Zähler endgültig ablösen. (Bild: Quistnix, Wikimedia)

Der analoge Zähler (Ferraris-Zähler) – das mechanische Messsystem

Ein Ferraris-Zähler, auch Induktionszähler genannt, misst den Stromverbrauch mittels eines Ferrarisläufers, einer Art Drehscheibe, und eines mechanischen Zählwerks. Mechanische Geräte zeigen entweder einen (Eintarifzähler) oder zwei (Zweitarifzähler) Zählerstände an. Bei nicht konstanter Netzfrequenz entstehen hier jedoch Ungenauigkeiten, und das Gerät muss analog von einem Dienstleistungsunternehmen ausgelesen werden. Bereits seit Beginn der Zweitausenderjahre werden sie daher durch digitale Modelle ersetzt.

Der digitale Zähler – die moderne Messeinrichtung

Leider stellen digitale Zähler nur eine bedingte Verbesserung zum mechanischen Modell dar. Zwar werden die Daten digital gemessen und auch über ein Display ausgegeben, doch müssen sie weiterhin analog ausgelesen werden, da sie über keinen Anschluss an ein Informationsnetzwerk verfügen und auch keine Daten senden oder empfangen können. Die Geräte speichern die Verbrauchswerte in festgelegten Intervallen für etwa zwei Jahre.

Der intelligente Zähler – Smart Meter

Beim Smart Meter kommt zum digitalen Zähler ein Kommunikationsmodul hinzu – das sogenannte Smart-Meter-Gateway. Es ermöglicht Netzbetreibern und Energielieferanten, Stromverbrauchswerte sicher und zuverlässig auszulesen. Diese werden in der Regel in kurzen Zeitintervallen gemessen und für durchschnittlich 60 Tage im Gerät selbst gespeichert.

Vorteile von Smart Metern (intelligente Messsysteme) gegenüber modernen Messeinrichtungen

Dass zahlreichen Haushalten nicht die Wahl zwischen digitaler und smarter Messeinrichtung gelassen wird, dürfte für Unmut gesorgt haben. Folgende Bedarfsträger und Bedarfsträgerinnen müssen mit Smart-Meter-Stromzählern planen:

Wer bekommt ein intelligentes Messsystem (Smart Meter)?

  • Haushalte mit hohem Stromverbrauch (> 6.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr)
  • Haushalte mit stromerzeugenden Anlagen wie Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von mehr als 7 Kilowatt (kW)
  • Haushalte mit steuerbaren Verbrauchselementen wie Wärmepumpen

Strittig mag die Smart-Meter-Pflicht sein, tatsächlich bringen die Geräte jedoch diverse Vorteile mit sich, gerade im Hinblick auf die Energiewende. Da Stromversorger laut dem neuen Gesetz spätestens ab 2025 dynamische Tarife anbieten müssen, können Haushalte mit Smart Meter den eigenen Stromverbrauch besser beobachten und in günstigere Zeitblöcke verschieben.

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Stromsparen mit Smart Metern: Statt sprichwörtlich den Stecker zu ziehen, können Verbraucher:innen in Zukunft engmaschiger ihre Stromnutzung kontrollieren und anpassen. (Bild: Geralt via Pixabay

Außerdem möchte der Bund die enge und zunehmende Kopplung im Energie- und Wärmesektor durch den Einsatz intelligenter Messsysteme noch effizienter gestalten. So sollen die Kommunikationsmodule auch Wasser-, Gas- und Wärmeverbrauch und -Erzeugung übermitteln können. Damit entfallen in Zukunft zeitintensive Besuche von Dienstleistungsunternehmen dieser Branchen. Auch die Integration von Smart-Home-Systemen ist angedacht.

Smart Meter bei Photovoltaikanlagen

Haushalte mit Photovoltaikanlagen gehören häufig zu denjenigen, die spätestens ab 2032 intelligente Messsysteme nutzen müssen – sofern ein smartes Messsystem nicht ohnehin bei Installation der Anlage verbaut wurde.

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Dachsanierung in München-Pasing mit Autarq Solardachziegeln.  Smart Meter ist ab 2025 für all diejenigen Pflicht, die mehr als 7 Kilowatt (kW) Nennleistung haben. (Bild: Franz Kimmel)

Bei Photovoltaikanlagen wird nicht nur der Verbrauch, sondern auch die Einspeiseleistung per Smart Meter an das System übermittelt. Das ermöglicht einerseits eine engmaschige Kontrolle der eigenen Ausgaben und Ersparnis, macht aber auch die gesamte Stromverfügbarkeit im Netz wesentlich planbarer. Besitzer:innen von PV-Anlagen spielen in Zukunft also eine noch wichtigere Rolle in der Energiewende.

Datenschutz beim Smart Meter: Wer liest welche Daten aus?

Wo teils enorm persönliche Daten hin und her fließen, stellt sich die Frage nach dem Datenschutz. Wer kann bei Nutzung von Smart-Meter-Stromzählern eigentlich meine Informationen und Stromdaten auslesen, und wie sicher sind sie? Informationen rund um den Stromverbrauch des einzelnen Haushalts fließen verschlüsselt vom Smart-Meter-Gateway an den Messstellenbetreiber, der auch die Installation und Wartung der Smart Meters sicherstellt. Dabei handelt es sich um ausschließlich zur Erfüllung des Stromliefervertrags notwendige Daten, andernfalls müssen Endverbrauchende der Übermittlung und Nutzung ihrer Daten zuvor ausdrücklich zugestimmt haben. Danach laufen die Daten auch an Netzbetreiber oder Stromlieferanten.

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Mithilfe von Smart Metern können Verbraucher:innen Daten viel leichter auslesen – doch wer sieht sie sonst noch? (Bild: Markus Winkler, Unsplash)

Bei solch einer gesetzlich angeordneten Umstellung dürfen die eigenen Daten als sicher betrachtet werden. Smart-Meter-Geräte müssen den Sicherheitsstandards des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik genügen, verfügen unter anderem über eine interne Firewall. Laut BMWK erfüllen sie damit sogar höhere Sicherheitsstandards als Online Banking. Die Datenverarbeitung verläuft zudem pseudonymisiert. So können Dritte auch im Falle eines Datenlecks die Informationen nicht mit einzelnen Haushalten verknüpfen.

Kosten von Smart-Meter-Systemen

Der Gesetzgeber möchte die Kosten für intelligente Messsysteme bei ca. 20 Euro pro Jahr deckeln. Damit liegen Smart Meter im gleichen Preissegment wie digitale Messeinrichtungen und nur knapp über analogen Systemen, die derzeit Kosten von rund 13 Euro pro Jahr verursachen. Sollten diese Kosten in Zukunft steigen, dürfen Nutzende von Smart Metern aufgrund dynamischer Tarife und größerer Transparenz zumindest hier mit einer Kostenersparnis rechnen.

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