Blitzschutz PV-Anlage: Mögliche Risiken, Schäden und Blitzschutzlösungen

Solardachziegel auf einem Wohnhaus am Wasser – gerade in der Nähe von Gewässern empfiehlt sich die Installation von einem Blitzschutz für die PV-Anlage. (Foto: Skarpnes AS)

Der Blitzschutz für Photovoltaikanlagen ist ein essentielles Thema, das nicht nur die Sicherheit der Anlage, sondern auch die des gesamten Gebäudes gewährleistet. Denn auch wenn es nicht oft passiert – kommt es zum Blitzeinschlag in einem Gebäude mit PV-Anlage, sind die Folgen schwerwiegend. Ein Blitz verursacht nicht nur erhebliche Schäden an der PV-Anlage selbst, sondern birgt auch Sicherheitsrisiken für Mensch und Gebäude. Ein PV-Blitzschutz hilft, Schäden einzudämmen. Ein effektiver PV- Anlagen-Blitzschutz besteht aus zwei Komponenten: dem inneren und dem äußeren Blitzschutz.

Was passiert bei einem Blitzeinschlag?

So spektakulär sie auch anzuschauen sind, so gefährlich können sie sein: Blitze. Schlagen sie in Bäume oder Häuser ein, können Brände entstehen oder elektrische Geräte beschädigt werden – selbst, wenn sie diese nicht direkt treffen, sondern nur in der Nähe einschlagen. Auch beim Menschen kann ein indirekter Blitzeinschlag noch Nervenschäden verursachen und im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen. Um diese Risiken zu minimieren, werden in und auf vielen Gebäuden Blitzschutzsysteme installiert. 

Wie wahrscheinlich ist ein Blitzeinschlag?

Die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, liegt statistisch gesehen bei 1 zu 200.000 und ist damit deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser im Lotto (1 zu 14.000.000). Das Risiko, dass ein Blitz in eine Photovoltaik-Anlage oder ein Gebäude einschlägt, steigt proportional mit der Blitzdichte, d. h. der Anzahl der Blitzeinschläge pro Quadratkilometer im Jahr. Einfach ausgedrückt: Je mehr Blitze im Jahr in einer Region auftreten, desto höher ist das statistische Risiko für einen Blitzeinschlag für ein Objekt in dieser Region. In Venezuela gibt es beispielsweise eine Region, in der es an 260 Tagen im Jahr blitzt. Durchschnittlich 181 Blitze pro Quadratkilometer treten hier auf. In Deutschland lag der Bundesdurchschnitt für 2022 hingegen bei lediglich 0,7 Blitzen je Quadratkilometer.

Bedeutet das nun, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Blitzeinschlag in die eigene PV-Anlage so niedrig ist, dass man sich um einen Blitzschutz für die Photovoltaikanlage keine Gedanken machen muss? Leider nein. Denn tatsächlich reicht es für Probleme und Schäden bereits aus, wenn ein Blitz auch nur in der Nähe einer Anlage einschlägt. Dabei umfasst “in der Nähe” sogar noch einen Umkreis von bis zu 500 Metern zur Anlage. In der Realität ist es in der Tat so, dass die meisten Blitzeinschläge nicht unmittelbar auf ein Objekt treffen, sondern in der Nähe einschlagen und sich von dort ausbreiten. Wie weit die Auswirkungen des Einschlags dann noch zu “spüren” sind, hängt von Faktoren wie der Stärke des Blitzes, der Leitfähigkeit des Objektes und der Umgebung ab. Entsprechend kann sich auch ein entfernter Blitzeinschlag negativ auf eine Solaranlage auswirken, weshalb ein PV-Blitzschutz in jedem Fall eine sinnvolle Investition darstellt. 

Gibt es ein höheres Risiko für einen Blitzeinschlag durch PV auf dem Dach?


Kurz und knapp: Nein. Eine Solarinstallation auf dem Dach eines Gebäudes steigert nicht das Risiko für einen Blitzeinschlag. Das gilt sowohl für gebäudeintegrierte PV-Systeme wie Indach-Solarmodule und Solardachziegel als auch für Aufdach-PV. Die Befürchtung, dass durch eine PV-Anlage die Gebäudehöhe so weit verändert wird, dass es die Wahrscheinlichkeit für einen Blitzeinschlag erhöht, ist unbegründet. Trifft ein Blitz allerdings ein Gebäude mit Flachdach, auf welchem Photovoltaik-Module errichtet sind, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Module getroffen, da sie den höchsten metallenen Punkt auf der Dachfläche darstellen können. Auch Antennen oder Masten sind aufgrund ihrer Metallstruktur und Höhe anfälliger für Blitzeinschläge, ziehen Blitze aber ebenso wenig wie Solarstrommodule an.

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Gerade Solarmodule auf Flachdächern sollten aufgrund ihrer Höhe mit einem PV-Blitzschutz vor einem möglichen Blitzeinschlag geschützt werden. (Foto: Solarimo auf Pixabay)

Doch auch wenn eine Photovoltaikanlage das Risiko eines Blitzeinschlags nicht erhöht, empfiehlt es sich Hausbesitzer:innen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Blitze und Überspannungen gehören zu den häufigsten Schadensursachen bei PV-Anlagen und führen zu hohen Reparaturkosten. Ist die Anlage auf dem Dach nicht geschützt, können auch durch Blitzeinschläge im Umkreis von 500 Metern Schäden an der Anlage und am sowie im Haus entstehen. Die Kosten für einen “Blitzschutz PV-Anlage” (so lautet ein häufiger Suchbegriff) sind in Relation zu der Investition in die Photovoltaikanlage und mögliche Folgekosten nach einem Einschlag sehr gut angelegt.

Mehr dazu: Was kostet eine PV-Anlage?

Blitzeinschläge: Diese unterschiedlichen Arten gibt es

Blitzeinschlag ist nicht gleich Blitzeinschlag. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) unterscheidet vier Arten des Blitzeinschlags, die jeweils unterschiedliche Folgen für eine PV-Anlage haben können:

  • Beim seltenen Direkteinschlag trifft der Blitz ohne Umwege direkt auf die PV-Anlage. In diesem Fall fließt kurzzeitig extrem viel Strom in die Anlage bei gleichzeitigem Auftreten einer sehr hohen elektrischen Spannung – darauf ist weder eine PV-Anlage noch ein Wechselrichter ausgelegt. Die plötzliche Überlastung führt nicht nur zu einer Überspannung, sie kann mechanische Komponenten zerstören und im schlimmsten Fall einen (Gebäude-)Brand auslösen. 
     
  • Anders als beim direkten Blitzeinschlag, schlägt der häufiger auftretende indirekte Blitzeinschlag nicht in die Anlage selbst ein, sondern irgendwo in ihrer Nähe. Durch den Einschlag und die dadurch erfolgende Entladung können Blitzteilströme über elektrische Versorgungsleistung in das PV-System fließen. Das wiederum kann Überspannungsschäden der PV-Anlage und anderer Komponenten zur Folge haben. 
     
  • Blitzeinschläge in einem Umkreis von bis zu 500 Metern zur Photovoltaikanlage werden vom VDE als Naheinschlag definiert. Trotz der Entfernung können die durch den Einschlag erzeugten magnetischen Felder zu einer Überspannung und damit zu Schäden der PV-Anlage oder von elektrischen Geräten im Haushalt führen. 
     
  • Blitzeinschläge in mehr als 1.000 Metern Entfernung zur Anlage betitelt der VDE als Ferneinschläge. Sie rufen in der Regel keine Schäden an einer Photovoltaikanlage hervor.

Blitzeinschlag in PV-Anlage ohne Blitzschutz: Mögliche Schäden

Schlägt ein Blitz in eine ungeschützte Photovoltaikanlage oder in ihrer Nähe ein, kann dies teils schwerwiegende Schäden an der Anlage oder dem Gebäude verursachen. Ein Blitz hat mehr als genug Energie, um Anlagenkomponenten wie Solarmodule, Wechselrichter, Kabelinstallationen oder sonstige angeschlossene Komponenten zu beschädigen oder ganz zu zerstören. Wird nur eine Komponente der Anlage beschädigt, kann dies später zu Unterbrechungen in der Energieerzeugung und Ausfällen führen. 

Der plötzliche hohe Anstieg der elektrischen Spannung durch den Blitz kann zudem Überspannungen bewirken, welche wiederum elektrische Geräte im Gebäude sowie angeschlossene Elektronik beschädigen können. Die Wärmefreisetzung eines Blitzeinschlages wiederum kann einen Brand auslösen. Das Risiko ist erhöht, wenn der Einschlag in der Nähe von leicht brennbaren Materialien oder Gebäuden passieren sollte. Außerdem kann es durch einen Blitzeinschlag zu Netzrückwirkungen kommen, die die Stabilität des Stromnetzes beeinträchtigen, was wiederum zu Problemen mit der Netzqualität führen kann. 

Mehr dazu: Brandschutz PV Anlage: Was Anlagenbetreiber:innen wissen sollten

Auswirkungen eines Blitzschutzes bei Blitzeinschlag in eine PV-Anlage 

Aufgrund der teils enormen Energie eines Blitzes ist auch ein Blitzschutz für die PV-Anlage keine absolute Garantie gegen Schäden. Dennoch trägt er dazu bei, die Auswirkungen des Einschlags erheblich zu reduzieren und eine sicherere Umgebung für Anlage und Mensch zu schaffen. Ein ordnungsgemäß installierter äußerer Blitzschutz hilft bei der Ableitung der Blitzenergie über Blitzableiter in die Erde, so dass die volle Energie des Blitzes weder Anlage noch Gebäude beschädigt. Neben der Energie des Blitzes wird auch die Wärme sicher über den Blitzableiter weggeleitet, wodurch sich die Brandgefahr reduziert und Brände vermieden werden. Der PV-Überspannungsschutz verhindert das Auftreten von Überspannungen, wodurch elektrische Komponenten der Anlage und des Hausnetzes geschützt werden.

Wurde eine PV-Anlage vom Blitz getroffen oder ist in der näheren Umgebung ein Blitz eingeschlagen, sollte immer – egal ob ein PV-Blitzschutz installiert ist oder nicht – eine Überprüfung des Systems stattfinden. Es ist unerlässlich, sicherzustellen, dass alle Schutzmaßnahmen weiterhin ordnungsgemäß funktionieren und eventuelle Schäden frühzeitig zu beheben.

PV-Blitzschutz-Pflicht: Gesetzliche Vorgaben und Vorschriften

Der Blitzschutz ist bei einer Photovoltaikanlage eine sinnvolle Ergänzung, die im unwahrscheinlichen Eintrittsfall das Ausmaß der Schäden deutlich begrenzen kann. Da statistisch betrachtet die Gefahr eines Blitzeinschlags in ein Haus jedoch gering ist, gibt es für Wohngebäude keine gesetzliche Pflicht für einen Blitzschutz. Ohne Betrieb einer PV-Anlage gilt eine Pflicht für Blitzableiter nur für bestimmte Gebäudearten, beispielsweise:
 

  • Häuser, die höher als 20 Meter sind
     
  • Freistehende Häuser auf einer Bergkuppe
     
  • Ältere Gebäude mit Holzdach, Reetdach oder Strohdach und
     
  • Öffentliche Gebäude, in denen sich viele Menschen aufhalten, beispielsweise Krankenhäuser. 


Auch die Installation einer PV-Anlage erweitert diese Vorgaben nicht. Grundsätzlich gilt: Bei Photovoltaik-Anlagen auf privaten Gebäuden, die maximal eine Leistung von 10 kWP erbringen, ist es Eigentümern und Hausbesitzerinnen überlassen, ob sie einen PV-Blitzschutz einbauen lassen oder nicht. Für öffentliche Gebäude ist ein Blitzschutz bei Installation einer PV-Anlage, unabhängig von der Leistung, zwingend vorgeschrieben. Bei gewerblichen Gebäuden verhält es sich ähnlich wie bei privaten Gebäuden und liegt im Ermessen des Gebäudeeigentümers oder der Eigentümerin.

Seit 2018 gibt es allerdings die Pflicht zur Installation eines geeigneten PV-Überspannungsschutzes (innerer Blitzschutz) bei Errichtung einer Photovoltaik-Anlage. Das gilt sowohl für klassische Aufdachanlagen als auch für moderne Solardachziegellösungen. Er verhindert Schäden an Kabelinstallationen und daran angeschlossenen Geräte, die durch die hohen Spannungen infolge des Blitzeinschlags entstehen. Der PV-Überspannungsschutz kann als Teil einer Blitzschutzanlage installiert werden oder als eigenständiges System. Wird eine vor 2018 errichtete Anlage verändert oder erweitert, ist ein Überspannungsschutz verpflichtend nachzurüsten. Wer noch mit dem Gedanken spielt, eine Solaranlage zu installieren, der sollte darauf achten, dass ein entsprechender Blitzschutz bzw. PV-Überspannungsschutz für die Anlage im Angebot inbegriffen ist. 

Blitzschutz PV-Anlage: Technische Normen und DIN-Vorgaben

Die umfassendste Normenreihe zum Thema Blitzschutz ist die ​​DIN EN 62305 (VDE 0185-305). Sie beinhaltet neben allgemeinen Grundsätzen (Teil 1) auch das Risiko-Management (Teil 2), den Schutz baulicher Anlagen und Personen (Teil 3) sowie elektrischer und elektronischer Systeme in baulichen Anlagen (Teil 4). Ergänzende Beiblätter zu den jeweiligen Teilen liefern vertiefende Informationen zu spezifischen Themen. Der Schutz von Photovoltaikanlagen oder PV-Stromversorgungssystemen gegen die Folgen von Blitzeinwirkungen wird in Beiblatt 5 zu VDE 0185-305-3 thematisiert. Es beschreibt zudem Anforderungen und Maßnahmen, die für einen sicheren Betrieb von PV-Systemen notwendig sind, sofern ein Blitz- und/oder Überspannungsschutz gefordert ist.  

Für Stromerzeuger:innen ebenfalls wichtige Normen sind die zum Überspannungsschutz: DIN VDE 0100-443 sowie VDE 0100-534. Während die DIN VDE 0100-443 definiert, wann ein Überspannungsschutz einzubauen ist, gibt die DIN VDE 0100-534 vor, wie und welche Schutzmaßnahmen zu installieren sind.

So gibt die DIN VDE 0100-443 vor, dass in allen neu geplanten Gebäuden – sowohl im privaten wie auch im gewerblichen Bereich – ein Überspannungsschutz installiert werden muss. VDE 0100-534 sieht vor, dass das Überspannungsschutzgerät so nah wie möglich am Einspeisepunkt der elektrischen Anlage eingebaut werden muss. In einem Wohngebäude ist das beispielsweise im unteren Anschlussraum des Zählerschrankes – in neueren Zählerschränken ist hierfür meist eine 40-mm-Sammelschienensystem vorgesehen, auf der das Überspannungsschutzgerät mit einer Aufrasttechnik einfach montiert wird. Sind potenzielle Störquellen bekannt, muss das Schutzgerät so nah wie möglich am Verursacher eingebaut werden. 

Um den spezifischen Anforderungen für den “Blitzschutz PV-Anlage” nachzukommen, ist es ratsam, sich an qualifizierte Elektroinstallateur:innen oder Blitzschutzexpert:innen zu wenden. Die sorgfältige und richtige Installation ist entscheidend, um Schäden an der Anlage und am Gebäude sowie mögliche Sicherheitsrisiken für Hausbewohner:innen und Anwohner:innen zu minimieren.

Solardachziegel: Ist ein Blitzschutz nötig?

Solardachziegel sind wie Solarstrommodule eine Möglichkeit, auf dem eigenen Dach Sonnenenergie in Strom umzuwandeln und im eigenen Haus zu nutzen. Anders als klassische Photovoltaikanlagen werden Solardachziegel jedoch nicht auf einem bestehenden Dach montiert, sondern bilden stattdessen die Dacheindeckung.

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Solardachziegel erzeugen Solarstrom auf dem Hausdach – ein PV Blitzschutz ist für solche Anlagen zwar keine Pflicht, aber empfehlenswert (Foto: Autarq).

Bei den verpflichtenden Vorgaben für einen PV-Blitzschutz unterscheidet der Gesetzgeber nicht zwischen Energieerzeugungsanlagen aus Solardachziegeln oder klassischen Photovoltaikanlagen. Für beide Anlagentypen gilt die seit 2018 greifende Installationspflicht für einen Überspannungsschutz bei Errichtung einer neuen Anlage oder Veränderung eines Bestandssystems. Darüber hinaus bleibt es privaten Hausbesitzer:innen mit einer Solardachziegel-Lösung mit bis zu 10 kWp überlassen, ob sie einen Blitzschutz installieren oder nicht.

Mehr dazu: Effizient und ästhetisch Strom erzeugen mit Solardachziegeln

Blitzschutz PV Anlage und Versicherungsschutz: Das gilt es zu beachten

Verlangt die Photovoltaik-Versicherung einen Blitzschutz? Sehr wahrscheinlich ja. Obwohl es vom Gesetzgeber her für die meisten Privatpersonen keine Verpflichtung zur Installation eines PV-Blitzschutzes gibt, ist dieser für Versicherungsgesellschaften oft wichtig. Einige Versicherungsgesellschaften vereinbaren sogar spezifische Haftungsausschlüsse für den Fall eines nicht vorhandenen Blitzschutzes. Oder sie verlangen bereits für den Abschluss der Versicherung einen Nachweis über ein entsprechendes Blitzschutzsystem. Wollen Hauseigentümer:innen ihren Versicherungsschutz nicht riskieren, sollten sie also bereits bei der Planung ihrer PV-Anlage auf ein Blitzschutz- und Überspannungskonzept achten. Bei der Installation sollten Anlagenbetreiber:innen sicherstellen, dass die ausführende Person die entsprechenden Qualifikationen mitbringt. Eine unsachgemäße Installation eines PV-Blitzschutzes kann nicht nur das Risiko für Schäden erhöhen, sie kann im schlimmsten Fall auch den Anspruch auf Versicherungsleistungen aushebeln.

Blitzschutzanlagen für PV: Diese Möglichkeiten gibt es

Den Empfehlungen des VDE folgend umfasst der Blitzschutz für Photovoltaikanlagen verschiedene Maßnahmen, die einander ergänzen und sowohl das Gebäude als auch die Solaranlage darauf im Fall der Fälle schützen können. Generell muss vor Installation möglicher PV-Blitzschutz-Maßnahmen festgestellt werden, ob das Gebäude bereits über ein Blitzschutzsystem verfügt. Ist das der Fall, darf sich dieser Schutz nicht durch die PV-Anlage verschlechtern. Ist kein Blitzschutz vorhanden, obliegt es Eigentümer:innen, ob und wenn ja welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden. 

Vereinfacht lässt sich der PV Blitzschutz in zwei Kategorien einteilen: Den äußeren Blitzschutz sowie den inneren Blitzschutz, auch Überspannungsschutz genannt. Während der äußere Blitzschutz direkten Blitzeinschlägen entgegenwirken soll, dient der innere Blitzschutz dem Schutz vor Überspannungen. 

Äußerer Blitzschutz für PV-Anlagen

Der äußere Blitzschutz, auch bekannt als äußere Blitzschutzanlage, hat die Aufgabe, einen direkten Blitzschlag auf die PV-Anlage zu verhindern. Dies geschieht in der Regel durch den Einsatz von Blitzableitern, die Blitzenergie sicher abführen und somit Schäden an den Solarmodulen, Wechselrichtern und anderen Komponenten der Anlage verhindern. Ein fachgerecht installierter äußerer Blitzschutz ist von großer Bedeutung: Ein direkter Blitzschlag kann nicht nur zu erheblichen Sachschäden führen, sondern auch Brandgefahr in sich bergen.

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Blitzableiter auf dem Hausdach verhindern den direkten Blitzeinschlag ins Haus, indem sie dem Blitz ein alternatives Ziel anbieten. (Foto: Txemi López auf Pixabay)

Bekanntestes Beispiel für einen äußeren PV Blitzschutz ist der klassische Blitzableiter. Hierbei leitet eine geerdete Metallstange den Blitz in die Erde ab, in der Regel passiert das über eine Leitung an der Hauswand. Mit dem äußeren Blitzschutz wird dem Blitz ein alternatives Einschlagsziel geboten und so der direkte Einschlag in die Solarmodule verhindert. Moderne Anlagen für den äußeren Blitzschutz basieren auf demselben Prinzip: Fangstangen, welche Solarmodule und Dachfläche überragen, dienen als Blitzableiter. Allerdings muss zwischen Modulen und Fangstangen ein vorgeschriebener Trennungsabstand eingehalten werden. Lässt sich das nicht umsetzen, kann die komplette PV-Anlage in die äußere Blitzschutzanlage eingebunden werden. Blitze gehen in diesem Fall nicht mehr am Gebäude vorbei, sondern werden kontrolliert durchgeleitet. Kann der Abstand eingehalten werden, wird der Blitzstrom über die Ableitungseinrichtung zum Erdreich und somit zur Erdung geleitet. Wichtig ist beim äußeren Blitzschutz, dass keine Kamine oder Vorsprünge aus dem Schutzbereich herausragen und so den Schutz aushebeln. Den exakten Schutzbereich solcher Anlagen zu bestimmen, ist eine komplexe Aufgabe und sollte immer einem qualifizierten Fachbetrieb oder einer Blitzschutz-Fachkraft überlassen werden.

PV-Überspannungsschutz: Innerer Blitzschutz für PV-Anlagen

Der innere Blitzschutz konzentriert sich auf den Schutz vor indirekten Blitzschäden – also Blitzeinschlägen in der Umgebung der Anlage. Herzstück des inneren Blitzschutzes bilden Überspannungsschutzgeräte, auch als SPDs (Surge Protective Devices) bezeichnet, die empfindliche Elektronik vor Schäden bewahren. Diese Geräte sind in der elektrischen Verkabelung der PV-Anlage installiert, typischerweise nahe dem Wechselrichter. Sie sind darauf ausgelegt, Überspannungen, die während eines Blitzschlags auftreten können, abzuleiten und unschädlich zu machen.

Schlägt ein Blitz in der Nähe einer PV-Anlage ein oder wird in das Stromnetz eingespeist, kann dies zu einem Anstieg der elektrischen Spannung führen. Die SPDs erkennen diese erhöhte Spannung und leiten sie sicher ab, indem sie den Überschussstrom in den Boden oder die Erdungsanlage ableiten. So wird beispielsweise der Wechselrichter, welcher Gleichstrom (DC) in Wechselstrom (AC) umwandelt, als eine entscheidende Komponente in einer PV-Anlage geschützt. Dieser Wandlungsvorgang ist empfindlich gegenüber Spannungsschwankungen und Überspannungen. Der innere Blitzschutz schützt Wechselrichter und andere elektronische Bauteile vor schädlichen Überspannungen und verhindert dadurch teure Reparaturen oder Ausfälle der PV-Anlage. Zumindest solange er ordnungsgemäß funktioniert. Er sollte deswegen regelmäßig gewartet und überprüft werden, um sicherzustellen, dass die SPDs tun was sie sollen. Bei Bedarf müssen sie ausgetauscht werden, um im ihre Wirksamkeit zu gewährleisten.

Ob ein Blitzschutz für Ihre PV-Anlage Pflicht ist, hängt von regionalen Vorschriften und Sicherheitsstandards ab. Dennoch ist es ratsam, unabhängig von gesetzlichen Anforderungen, sowohl inneren als auch äußeren Blitzschutz in Betracht zu ziehen, um Ihre PV-Anlage und Ihr Zuhause effektiv vor den Gefahren von Blitzeinschlägen zu schützen. Ein professioneller Fachmann kann Ihnen bei der Planung und Installation eines zuverlässigen Blitzschutzsystems für Ihre PV-Anlage helfen.

Blitzschutz PV Anlage: Potentialausgleich und Erdungsanlage

Damit der innere Blitzschutz elektrische Spannung erden kann, braucht es einen Potenzialausgleich. Der Potentialausgleich, auch als Erdungsanlage bezeichnet, ist ein System von leitenden Verbindungen und Erdungselektroden, die in PV-Anlagen installiert werden. Hauptzweck ist, alle Komponenten der Anlage auf das gleiche elektrische Potential zu bringen, um so gefährliche Spannungsunterschiede zu verhindern und die Auswirkungen von Blitzeinschlägen oder transienten Überspannungen zu minimieren. 

Gemäß DIN Norm müssen sämtliche geerdeten Installationen eines Gebäudes elektrisch miteinander verbunden sein, um die Entstehung von elektrischen Potentialdifferenzen zu vermeiden. Dazu gehören alle metallenen Konstruktionen eines Gebäudes mit Leiteigenschaften, also auch das Hausstromnetz sowie Wasser- und Heizungsinstallationen. Sie werden über Potentialausgleichskabel mit einer Haupterdungsschiene verbunden. Um nicht durch eine falsche Leitungsführung riesige Induktionsspulen anzulegen, welche bei einem Blitzschlag entgegen ihrem Zweck starke Ströme induzieren würde, werden die einzubeziehenden Komponenten in der Regel sternförmig an der Haupterdungsschiene angeschlossen, die sich am Hausanschluss befindet.

Im Normalbetrieb ist der elektrische Widerstand in dieser Erdungsleitung sehr hoch – es fließt also fast kein Strom ungewollt in die Erde ab. Bei Überspannungen jedoch wird der Widerstand verringert und die Induktionsströme können in die Erde ableiten. 

Der Potentialausgleich ist nicht nur wichtig, um Schäden am Gebäude und der PV-Anlage vorzubeugen. Die elektrische Nivellierung der Spannung schützt Menschen auch vor Stromschlägen an leitfähigen Teilen der Anlagen. Doch das gelingt nur bei einer ordnungsgemäßen Installation. Die Verbindungen zwischen den Komponenten müssen sorgfältig geplant und ausgeführt werden, um sicherzustellen, dass der gesamte Blitzstrom in die Erde abgeleitet wird. Fehler bei der Installation können die Schutzwirkung erheblich beeinträchtigen.

Installation zum richtigen Zeitpunkt: Blitzschutz PV-Anlage planen

Ein PV Anlagen Blitzschutz kann zwar nachgerüstet werden – für alle Beteiligten einfacher ist  es allerdings, bereits bei Planung einer PV-Anlage das dazugehörige Blitzschutzsystem zu berücksichtigen. Gerade bei älteren Bestandsgebäuden ist es wahrscheinlich, dass dort bereits ein äußerer Blitzschutz installiert ist. Ist dem so, muss vor Installation der PV-Anlage geprüft werden, dass sich die Schutzleistung durch die PV-Anlage nicht verschlechtert und bei Bedarf eine Anpassung der Blitzschutzanlage erfolgen.

Was kostet ein Blitzschutz für eine PV-Anlage?

Wie so oft, lässt sich die Frage nach den Kosten für einen Blitzschutz nicht pauschal beantworten. Die “Blitzschutz-PV-Anlage-Kosten” richten sich stattdessen immer nach der gegebenen Situation im jeweiligen Haus. Faktoren, die diese Kosten beeinflussen sind beispielsweise

  • die Gebäudeart, -größe und -lage, 
     
  • die Art der elektrischen Anlage und bereits vorhandenen Vorinstallationen,
     
  • eventuell nötige Anpassungen und Modernisierungen an vorhandenen Installationen (z. B. bei veralteter Technik),
     
  • die Materialkosten und
     
  • die Kosten für Einbau und Montage.

 

Im Schnitt kostet die Einbindung einer PV-Anlage in ein bestehendes Blitzschutzsystem für ein Einfamilienhaus etwa 300 bis 500 Euro. Ist die verbaute Technik veraltet oder sind Anpassungen an der elektrischen Anlage notwendig, kommen allerdings weitere Kosten hinzu. 

Soll ein komplett neues Blitzschutzsystem aus äußerem und innerem Blitzschutz errichtet werden, liegen die Kosten höher. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus fallen für den inneren Blitzschutz zwischen 600 Euro und 1.600 Euro an. Beim äußeren Blitzschutz können rund 1.000 Euro bis 3.000 Euro fällig werden. Zusätzliche Kosten entstehen durch den Potenzialausgleich und die Erdungseinrichtung eines Hauses: Mit 500 Euro bis 4.500 Euro variieren diese Kosten besonders stark. Entsprechend sinnvoll ist es, für die Errichtung des Blitzschutzes die Angebote von verschiedenen Fachbetrieben einzuholen und zu vergleichen.

Auch wenn die Kosten hoch erscheinen: Ein ausgereiftes Schutzkonzept erspart im Notfall Kosten, Ausfallzeiten und bietet Hausbesitzer:innen zudem ein sicheres Gefühl. Außerdem kann es vorkommen, dass entsprechende Schutzmaßnahmen seitens der Versicherung vorgeschrieben sind, um im Bedarfsfall tatsächlich Anspruch auf den vollen Versicherungsschutz zu haben.

Blitzschutz PV-Anlage: Ansprechpartner und weiterführende Informationen

Wer schon eine PV-Anlage installiert hat oder diesbezüglich noch im Austausch mit einem Fachbetrieb ist, hat dort eine erste Anlaufstelle, um sich über einen möglichen PV-Blitzschutz zu informieren. Bei komplexen Systemen zur Planung eines Blitzschutzes für die PV-Anlage empfiehlt sich unter Umständen auch die Einbindung einer speziellen Blitzschutz-Fachkraft.

Darüber hinaus gibt es spezialisierte Fachverbände, die weiterführende Informationen zum Thema Photovoltaik und Blitzschutz anbieten, etwa der VDE Renewables GmbH oder der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). Die beiden Verbände haben in Zusammenarbeit den "Technischen Leitfaden Photovoltaikanlagen" VdS 3145 erstellt, in dem sie Maßnahmen und Hinweise zur Minimierung von Sachschäden und Betriebsunterbrechungen erläutern.

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