Balkonkraftwerke machen den Einstieg in die Welt des Solarstroms leicht – so funktionieren sie

Balkonkraftwerke machen den Einstieg in die Welt des Solarstroms leicht – so funktionieren sie

Von Balkonkraftwerken können auch Menschen profitieren, die kein Dach für die Gewinnung von Solarenergie haben. (Maryana Serdynska via istockphoto)
 

Balkonkraftwerke erfreuen sich großer Beliebtheit. Immerhin erlauben sie es auch Menschen ohne Eigenheim, von Solarstrom zu profitieren. Weshalb das Balkonkraftwerk mit 600 Watt Leistung aufwarten sollte und ob es sich für dich überhaupt lohnt, erfährst du hier.

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Balkonkraftwerke sind im Grunde kleine Photovoltaikanlagen, die im Gegensatz zu ihren größeren Pendants nicht ortsfest verbaut werden müssen. Sie bestehen in der Regel aus einem oder zwei Standard-Solarmodulen mit einem Wechselrichter. Angeschlossen werden sie dann an eine Steckdose in der Nähe des Montageorts.

Der Begriff „Balkonkraftwerk“ ist in erster Linie ein Marketing-Terminus, der für Interesse sorgen soll. Tatsächlich haben die kleinen Stecker-Solargeräte, wie sie korrekt heißen, mit einem Kraftwerk nichts zu tun. Nicht einmal als Anlage kann man sie bezeichnen.

Balkonkraftwerke sind kleine Stecker-Solargeräte

Technisch betrachtet handelt es sich bei ihnen um Haushaltsgeräte, die Strom erzeugen. Dieser Strom wird direkt in den Wohnungskreislauf gegeben, wo er unmittelbar verbraucht werden kann. Weil ein Balkonkraftwerk 600 Watt Leistung nicht überschreitet, reicht es nicht, um autark von Stromanbietern zu leben. Dafür wäre eine echte Photovoltaikanlage mit 3.000 bis 20.000 Watt Leistung erforderlich.

Dennoch können sich die kleinen Stecker-Solargeräte auf Dauer rechnen. Und sie bringen dir natürlich den Umgang mit erneuerbaren Energien näher. Du kannst sie selbst aufbauen, selbst in Betrieb nehmen und brauchst auch kein Fachpersonal, das sie bei deinem Netzbetreiber und dem Marktstammdatenregister anmeldet. Das machst du alles selbst und online. Ebenso kannst du die Mini-Solaranlage, wenn du umziehst, abbauen und anderenorts wieder aufbauen. Spezielle Versionen der Balkonkraftwerke eignen sich auch für den Camping-Einsatz.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke?

Ein an der Balkonbrüstung deiner Wohnung montiertes Balkonkraftwerk leitet über ein normales Stromkabel die via Solar-Panel produzierte Energie in den Stromkreis deiner Wohnung. Dort steht die Energie den nächstgelegenen Verbraucher:innen unmittelbar zur Verfügung.

Wie viel Strom dein Stecker-Solargerät liefert, kannst du ganz einfach messen, indem du ein handelsübliches Strommessgerät zwischen Stecker und Steckdose setzt. Auch die sogenannten intelligenten Steckdosen aus dem Smarthome-Sortiment können in der Regel die Einspeiseleistung messen. Achte beim Kauf ganz einfach auf dieses Feature.

So funktionieren Balkonkraftwerke

So funktionieren Balkonkraftwerke
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1= Ein Stecker-Solargerät besteht aus ein bis zwei Solarmodulen. Ein Solar-Panel hat ca. 300 Watt Nennleistung, ist ca. 1 x 1,70 Meter groß und wiegt bis zu 20 kg. 2= Der Wechselrichter ist in das Solarmodul integriert oder separat befestigt. 3= Anschlusskabel 4=Funktionskontrolle 5= Sichere Befestigung (Quelle: Verbraucherzentrale.de)

Nicht an einer Stelle abgenommener Strom bewegt sich weiter durch deine Wohnung. Dein Stromzähler dreht sich langsamer oder – je nach Nutzung – bisweilen gar nicht. Sollten Überschüsse entstehen, werden diese zwar in das Stromnetz eingespeist, du erhältst dafür aber keine Vergütung.

Das ist einfacher, unbürokratischer, steuerlich besser und insgesamt auch billiger, weil es sich schlicht nicht lohnt, den ganzen Aufwand für die paar Kilowattstunden zu betreiben, die du eventuell ans Netz abgeben wirst.

Warum du pro Wohnung nur ein Balkonkraftwerk installieren solltest

Weil dein Balkonkraftwerk 600W an maximaler Leistung liefert, kommst du im Regelfall nicht ohne Zuspeisung aus. Das macht aber nichts. Die fehlende Energie wird einfach aus dem Stromnetz nachgezogen.

Wenn du jetzt allerdings auf die Idee kommst, mehrere Mini-Solaranlagen an unterschiedlichen Steckdosen deiner Wohnung anschließen zu wollen, kannst du das gleich wieder vergessen. Pro Stromkreis – typischerweise also pro Wohnung – ist nur ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 600W zugelassen. Die Grenze von 600 Watt bezieht sich auf die Leistung des Wechselrichters. Der darf maximal diese Leistung an das Stromnetz abgeben. Koppelst du zwei Standard-Solarmodule mit um die 350 Watt Nennleistung pro Modul, wird über den Wechselrichter dennoch nicht mehr als 600 Watt abgegeben.

Wenn du keine Standardmodule nehmen willst, findest du im Handel auch Kollektoren in kleineren Formaten, die bis zu 150 Watt Leistung bieten. Davon könntest du etwa vier Stück hinter deinem Wechselrichter kombinieren. Normalerweise musst du dir diese Gedanken aber gar nicht machen, weil die fertig konfektionierten Angebote des Handels solche Aspekte natürlich vom Start weg berücksichtigen. Ist es möglich, zusätzliche Module anzuschließen, wird dir der gewählte Hersteller die passenden Module auch bieten.

Was ändert sich in Sachen Stromzähler mit einem Balkonkraftwerk?

Deine Stadtwerke werden nach deiner Anmeldung aller Voraussicht nach prüfen, ob dein Stromzähler für die Nutzung mit einem Balkonkraftwerk 600W geeignet ist. Sollte der Betreiber dabei feststellen, dass du noch einen alten Drehscheibenzähler hast, wird er dir einen Termin zum Austausch vorschlagen. Du erhältst dann vorzeitig eine sogenannte moderne Messeinrichtung (mME), einen elektronischen Zähler, der je nach Ausführung auch die Einspeisung ins Netz messen kann. Damit würde bei dir ein für die kommenden Jahre ohnehin geplanter Schritt lediglich vorgezogen. Gesetzlich ist über das sogenannte Smart-Meter-Rollout ein flächendeckender Austausch alter Zähler in mME vorgesehen. Der neue Zähler kostet dich übrigens nach dem Messstellenbetriebsgesetz nichts.

Balkonkraftwerke sind als mobile Lösung vor allem bei Campern sehr beliebt.
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Balkonkraftwerke sind als mobile Lösung vor allem bei Campern sehr beliebt. (Jimmy Conover via Unsplash)

Wie kannst du die Energie des Balkonkraftwerkes speichern?

Bei normalen Balkonkraftwerken ist eine Einspeisung der Energie in zusätzliche Batterien konzeptionell nicht vorgesehen. Es gibt allerdings – eher für Camping-Zwecke – entsprechende Lösungen, die einen kleinen Speicher mitbringen, der dann etwa eine Kaffeemaschine oder den Laptop antreiben kann. Für den Wohngebrauch eignen sich solche Speicherlösungen wegen ihres geringen Energieinhalts und ihres vergleichsweise hohen Preises eher nicht.

Welche Voraussetzungen sollten für eine Balkon-Solaranlage gegeben sein?

Echte Voraussetzungen für den Anschluss eines Balkonkraftwerks gibt es nicht. Nur bei sehr alten Hausinstallationen könnte es sich vor der Einspeisung lohnen, einen Fachmann nach seinem Urteil zu fragen. Generell ist die Einspeiseleistung jedoch so gering, dass dein Leitungssystem nicht an seine Grenzen stoßen sollte - das öffentliche Stromnetz schon mal gar nicht. Es ist also eher die Frage zu klären, ob ein Balkonkraftwerk für dich sinnvoll ist oder nicht. Sinnvoll ist jede Photovoltaik-Lösung natürlich immer nur dann, wenn die Kollektoren zuverlässig Kontakt zum Sonnenlicht erhalten.

Schattenplatz oder Südseite?

Wohnst du etwa in der ersten Etage eines Hauses mit zehn Geschossen, und sind alle Häuser um dich herum ebenso hoch, dürfte es schwer werden, eine hinreichende Solarausbeute in deine Wohnung zu lenken. Wohnst du dagegen in Südhanglage mit freiem Blick auf den Horizont, kannst du ein Balkonkraftwerk 600W in Betracht ziehen.

Mieter:in oder Eigentümer:in?

Bist du Mieter:in einer Wohnung, brauchst du für die Installation die Zustimmung deines:deiner Vermieter:in. Gehört dir die Wohnung, brauchst du dennoch einen Mehrheitsbeschluss der Eigentümergemeinschaft. Das Versagen der Genehmigung kannst du letztlich rechtlich prüfen lassen. Weil der Einsatz erneuerbarer Energie unter dem Druck des Klimawandels alternativlos ist, ändert sich gerade auch die Rechtsprechung diesbezüglich.

Es wird künftig also einfacher werden, Stecker-Solargeräte betreiben zu dürfen. Spätestens mit dem Inkrafttreten einer gesetzlichen Solarpflicht, wie sie die rot-gelb-grüne Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbart hat, dürften Blockaden keine Erfolgsaussichten mehr haben.

Im Jahr 2021 wurden gegenüber dem Vorjahr 64 Prozent mehr Steckersolargeräte verkauft. (Quelle: Verbraucherzentrale NRW)
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Im Jahr 2021 wurden gegenüber dem Vorjahr 64 Prozent mehr Steckersolargeräte verkauft. (Quelle: Verbraucherzentrale NRW)

Mit Blick auf den konkreten Anschluss des Balkonkraftwerks an dein Wohnungsnetz achtest du am besten darauf, dass du ein Balkonkraftwerk 600W wählst, das den Strom über einen normalen Schuko-Stecker abgibt. Die vormals und teils noch heute eingesetzten Spezialstecker vom Typ „Wieland“ würden eine entsprechende Steckdose im Anschlussbereich deines Stecker-Solargeräts erfordern. Die hast du mit Sicherheit nicht, ein Einbau würde also zusätzliche Kosten verursachen.

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk für dich?

Die Frage, ob sich der Einsatz eines Balkonkraftwerks für dich lohnt, ist von vielen Faktoren abhängig und in jedem Fall immer nur eine Momentaufnahme. Da die Anlagen mit einer Lebensdauer von über 20 Jahren beworben werden, darfst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich in dieser Zeit wesentliche Parameter ändern werden. Das kann zu einer nachträglich verbesserten, aber auch zu einer verschlechterten Wirtschaftlichkeitsrechnung führen.

Eines kann man jedoch mit Sicherheit sagen: Wenn du deinen Strom wenigstens zum Teil selbst produzierst, dann hast du auf jeden Fall welchen! Die Krisenlage, die sich 2022 durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ergeben hat, zeigt immerhin deutlich, dass die Versorgung nicht unbedingt sicher ist.

Das vorweg geschickt, gibt es natürlich Berechnungsparameter, die du berücksichtigen solltest. Immerhin brauchst du eine realistische Einschätzung, wozu dein Balkonkraftwerk 600W imstande sein wird. Gehen wir davon aus, dass du Standardmodule verwenden wirst, dann kannst du für die Berechnung davon ausgehen, dass pro Modul mit rund 300 Watt Leistung etwas mehr als 260 Kilowattstunden pro Jahr erzeugt werden können. Bei zwei Modulen wären das rund 530 Kilowattstunden im Jahr.

Der durchschnittliche Verbrauch einer dreiköpfigen Familie in einem Mehrfamilienhaus liegt bei 2.600 Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Wird auch das Warmwasser elektrisch erzeugt, steigt der Verbrauch auf rund 4.000 kWh. Im besten Fall könntest du also ein Fünftel des Jahresverbrauchs über ein Balkonkraftwerk decken.

Aber Vorsicht: Diese Berechnung lässt noch vieles außer Acht. Das beginnt schon mit dem Zeitpunkt des Verbrauchs. Sicherlich benötigt die genannte Familie 2.600 kWh pro Jahr, aber nicht 24 Stunden rund um die Uhr zu gleichen Teilen. Wer etwa aufgrund von Schichtdienst oder anderen Umständen vorzugsweise seine Waschmaschine  in den Abendstunden laufen lässt, wird vom Balkonkraftwerk kaum profitieren können. So ist die Anrechnung des produzierten Stroms auf deine Jahresabrechnung stark davon abhängig, ob es dir gelingt, diesen Strom zum Zeitpunkt seiner Produktion auch tatsächlich zu verbrauchen.

Nicht jeder Balkon ist – wie dieser – optimal für die Installation eines Balkonkraftwerks geeignet.
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Nicht jeder Balkon ist – wie dieser – optimal für die Installation eines Balkonkraftwerks geeignet. (Bernard Hermant via Unsplash)

Wie hoch ist dein Grad an Selbstversorgung?

Ebenfalls wichtig ist der Ort der Installation. Die genannten 530 Kilowattstunden pro Jahr sind dann realistisch, wenn du das Modul hoch am Haus, senkrecht an Balkon oder Wand und in Südlage ohne Schatten installierst. Schon Bäume, Sträucher oder – erst recht – andere Häuser reduzieren die Energieausbeute. Das ist besonders bei Gartenanlagen sehr häufig der Fall. Ist der Garten wenigstens südlich ausgerichtet, kannst du immer noch mit rund 400 Kilowattstunden Energie rechnen. Im Westen oder Osten schaffst du noch maximal 300 und im Norden im Schnitt eher 200 kWh.

Wenn du das etwas genauer berechnen willst, kannst du den Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) aus Berlin zu Rate ziehen. Der berechnet auch, wie viel Strombezug pro Jahr du tatsächlich vermeidest und wie hoch dein Grad der Selbstversorgung tatsächlich ist. Bei der Nutzung ist ebenfalls wieder Vorsicht geboten, denn bei der Amortisationsrechnung kommt es natürlich darauf an, möglichst realistische Werte anzusetzen. In der aktuellen Situation, in der wir uns auf 44 Cent pro kWh zubewegen, amortisiert sich eine Anlage natürlich tendenziell schneller als bislang.

Andererseits steigen die Anlagen derzeit rasant im Preis. Die von der HTW angesetzten Kosten von 470 Euro für ein Modul beziehungsweise 650 Euro für zwei Module sind bereits nicht mehr realistisch. Der Rechner ist aber so flexibel, dass du ihn trotzdem verwenden kannst, wenn du die von dir ermittelten Anschaffungskosten manuell eingibst.

Mit welcher Förderung kannst du rechnen?

Kurz und knackig: mit keiner. Anders als echte Photovoltaikanlagen werden Balkonkraftwerke in der Regel nicht öffentlich gefördert. 

Ausnahme: Mecklenburg-Vorpommern hat als erstes Bundesland ein Förderprogramm für Stecker-Solargeräte aufgelegt. Seit November 2022 werden zehn Millionen Euro an Landesmitteln über einen Fördertopf verteilt. Das Land zahlt bis zu 500 Euro Zuschuss pro Haushalt für den Kauf und die Installation der Geräte. Sechs Millionen Euro sollen an Mieter:innen, vier Millionen an Wohnungseigentümer:innen bei Selbstnutzung ausgeschüttet werden. 

Andere Länder bieten bisher keine entsprechenden Programme. Es gibt jedoch einige Kommunen, die mit eigenen Förderprogrammen den Ausbau der Photovoltaik auch im kleinen Umfang eines Balkonkraftwerks vorantreiben wollen. Hier gilt es, einfach beim örtlichen Rathaus nachzufragen.

Wie üblich sollte die Frage der Förderung geklärt werden, bevor du dir ein Gerät kaufst und installierst.

Balkonkraftwerke sind flexibel einsetzbar - und einfach zu installieren.
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Balkonkraftwerke sind flexibel einsetzbar - und einfach zu installieren. (Erdark via istockphoto)

Worauf solltest du beim Kauf eines Balkonkraftwerks achten?

Balkonkraftwerke sind sehr flexibel einsetzbar. Du brauchst im Prinzip nur einen Balkon, eine Terrasse, ein Garagendach oder ein Stück Wand, das du belegen darfst. Im Notfall kannst du dein Gerät auch im Garten aufstellen. Wichtig ist letztlich nur, dass du deine Mini-Solaranlage ohne fliegende Verlängerungskabel oder Mehrfachsteckdosen an eine fest montierte Steckdose anschließen kannst. Der Rest ist abhängig davon, wo du die beste Besonnung und die dauerhafte Sauberkeit deiner Kollektoren sicherstellen kannst.

Wenn du dein neues Balkonkraftwerk 600W rechtskonform und zugleich komfortabel aufstellen willst, dann achte beim Kauf darauf, dass dein neues System steckfertig ist. Musst du selbst irgendwelche Elektriker-Tätigkeiten vornehmen, und sei es nur das Anklemmen eines Steckers an offenen Kabelenden, lass lieber die Finger davon.
Eine große Marktübersicht der erhältlichen Balkonkraftwerke findest du bei der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) in Berlin.

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